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Der Ursprung der evangelischen Kirche reicht in das 12./13. Jahrhundert zurück und wird urkundlich das erstmal 1353 erwähnt und war eine Filiale der Kirche zu Wiehl. Im 14. Jahrhundert wurde die damalige Kapelle dem Johanniterorden in Marienhagen unterstellt. Zwischen 1555 und 1563 erfolgte die Einführung der Reformation und wurde mit dem Siegburger Vertrag von 1604 eine eigenständige, ab 1605 reformierte Kirchengemeinde. Die mittelalterlichen Wandmalereien wurden 1613 übertüncht und die Seitenaltäre entfernt. Nach einem Brand im Jahre 1696 blieb nur der romanische Chor, sowie der Turm erhalten. Beim Wiederaufbau 1697 wurde der Turm um ein Geschoss erhöht und erhielt seinen heutigen barocken Helm. An den Turm schloss ein gotisierendes Langhaus mit Strebepfeilern an. Das Langhaus zeigte einen zweifenstrigen Bau mit quergerichteten Satteldach und grosser, steiler barocker Haube über dem Chor. Die Kirche hatte ein ähnliche Bauweise, wie die der heutigen in Marienberghausen. Wegen Baufälligkeit wurde das Langhaus 1846 unter Beibehaltung des Turmes durch einen Normalentwurf Friedrich August Stülers ersetzt und 1847 fertiggestellt.
Die Kirche im Jahre 1837, Zeichnung von Wilhelm Klein
Die beiden Schlusssteine aus dem Gewölbe der 1846 abgebrochenen Kirche wurden im Haus Schumacher, ehemals Kauert in Forst am Aufgang zur Strasse auf Steinsockeln vermauert. Die Schlusssteine zeigen zum einen das Allianzwappen des Grafen Wilhelm Friedrich zu Sayn-Wittgenstein-Homburg (1649 bis 1698) und seiner Gemahlin Maria Magdalena (1641 bis 1701) und ist aus Lindlarer Sandstein gehauen. Der Durchmesser beträgt 52,5 cm. Zu Seiten des Wappens befindet sich die Jahreszahl 1697, am Rand die Umschrift WILH FRID GZSVWHZHVVN MARIA MAGD GZSVWGGZSVWGZHVN L VCL (Wilhelm Friedrich Graf zu Sayn und Wittgenstein, Herr zu Homburg, Vallendar und Neumagen, Maria Magdalena Gräfin zu Sayn und Wittgenstein, geborene Gräfin zu Sayn und Wittgenstein, Gräfin zu Hohenstein und..), zum anderen das Wappen des Grafen Carl Friedrich zu Sayn-Wittgenstein-Homburg (1698 bis 1723), ebenfalls aus Lindlarer Sandstein, im Durchmesser 38 cm. Am Rand befindet sich die Umschrift CARL FRIEDERIC GZSVWHZHVVN (Carl Friedrich Graf zu Sayn und Wittgenstein, Herr zu Homburg und Vallendar und Neumagen).
Seit 1833 ist die Gemeinde uniert.
Im Zweiten Weltkrieg brannten der Saalbau und der Turm aus. Die Wiederherstellung und Einweihung des Saales erfolgte 1949, die Errichtung des Turmhelmes in alter Form wurde 1953 fertiggestellt.
Der fünfgeschossige romanische Westturm ist aus der Apsis gedreht und durch einen kleinen Verbindungsbau an das Langhaus angeschlossen. Der schmucklose Turm mit achtseitiger, geschweiften Haube mit geschlossener Laterne besteht aus geschlämmten, lagerhaften Bruchsteinmauerwerk mit ehemaliger westlicher Rundbogentür (heute zu einem Fenster rückgebaut) und einfach rundbogigen Schallöffnungen im vierten und 1697 aufgesetztem fünften Geschoss. Auf der Nordseite befindet sich eine durch ein Gesimsband abgesetzte Mauerverstärkung in halber Wandbreite bis in Höhe des zweiten Geschosses.
Der aus verputzten Hausteinquadern errichtete klassizistische Saalbau ist durch eine kleine Vorhalle mit dem Turm verbunden und mit zwei rundbogigen Fensterreihen in vier Achsen für Emporeneinbauten angelegt. An der östlichen Giebelwand ist eine halbkreisförmige Apis mit drei jetzt blinden Fensternischen eingezogen.
Die Eingangshalle des Turmes war von einer jetzt nicht mehr vorhandenen schmalen Tonne überwölbt. Der rundbogige Zugang zu den oberen Geschossen liegt darüber in der Ostwand des Turmes und war ehemals vom Kirchenschiff aus erreichbar, heute über eine moderne Holztreppe in der Vorhalle. Im flachgedeckten Saal findet sich eine Westempore, an den Seitenwänden zwischen den Fensterreihen ein Mauerrücksprung als Auflager für die wieder in den 1970er Jahren eingefügten Seitenemporen. Die früher als Sakristei abgetrennte Apsis ist jetzt geöffnet. Die heutige Gestaltung des Kircheninneren oblag dem Kunst- und Kirchmaler Walter Putfarken aus Düsseldorf unter der Leitung des Landeskonservators Dr. Borchers. Man richtete sich dabei nach Fotoaufnahmen, die das Kircheinnere vor ihrer Zerstörung zeigten. Die Renovierung begann 1974 und wurde 1978 abgeschlossen. Im oberen Teil der Apsis befindet sich die grosse monumentale Wandmalerei „Christus als Weltenrichter“, darunter der von Kunstschreiner H. Penz gestaltete Altar und die ebenfalls von ihm gestaltete Kanzel. Die Decke der Kirche ist das beherrschende Thema, dem sich alle Ausmahlungen und Gestaltungen unterzuordnen haben. Die Balkendecke begünstigt eine strenge Ornamentierung und geometrische Aufteilung der malerischen Gestaltung. Die vorherrschenden Farben der Kirche sind das Weiss der Wände, das helle Blaugrau des Kirchengestühls und der Emporen, sowie das leuchtende Rot und Blau der üppigen Deckenmalerei. Altar und Kanzel werden durch ein glänzendes Gold hervorgehoben.
Die Kirche ist ein Denkmal seit 1982.
Drei Grabplatten zu den Seiten des Eingangs in die Mauer eingelassen, 18. Jhd.
Die Grabplatten gehörten zu Gräbern der Eheleute Jakobus Wülfing und Anna Getrud von Recklinghausen, die 1697 großzügig zum Wiederaufbau der Kirche 100 Reichsthaler spendeten.
Wülfing war Kaufmann und Grosshändler und war Pächter der Leuscherather Mühle, lebte in Unterkaltenbach. Die Leuscherather Mühle kaufte er 1694. Laut einem Eintrag im Drabenderhöher Kirchenbuch ist er erschlagen worden. Die Familie von Recklinghausen stammte ursprünglich aus Eschweiler. Der Vater von Anna Gertrud zog ins Oberbergische, war Bergvogt (wahrscheinlich in Kaltenbach) und lebte in Braunswerth (heute Engelskirchen, Fabrikgelände Ermen und Engels). Anna Gertrud wurde auf dem Chor vor dem Tisch beerdigt.
Die Grabplatten sind aus Kalkstein, H. 204 cm, B. 109 cm, 1706 (Wüfling), bzw. 1704 (von Recklinghausen). Nur geringe Unterschiede in der Form. Im oberen Teil befinden sich die Wappen der beiden Familien im unteren Teil die von Rankenwerk mit Sanduhr und Totenschädel umgebenen Schriftfelder. Die heute noch kaum leserlichen Inschriften in lateinischer Sprache lauten:
Grabplatte I: Welche Frau ruht an dieser Stelle? Ist es eine einflußreiche Frau von Stande? Sie ist als Kind vom Elternstamm von Recklinghausen geboren worden. Wer war der Gatte? Jener allbekannte Großhandelsmann Peter Jakob Wülfing, schon betrübt, da er verwitwet ist. Wen pflegte sie als Jungfrau? Den Vater. Was im vorgeschrittenen Alter? Die Tugend, den Glauben, die Gerechtigkeit, zumal aber sie Gott verehrte. An welcher Krankheit starb sie? War es durch die Geburt, oder war es gleichsam aus Herzeleid? Sie war erfüllt von unerschütterlicher Hoffnung und unerschütterlichem Vertrauen. So war ihr weltliches Leben; wie wird das andere sein? Von wo steht sie auf, wann wird sie sich aud dem Grabe erheben? Wenn die Posaune Gottes erschallt. Anna Getrud von Recklinghausen, geb. 21.9.1662 - gest. 3.3.1704
Grabplatte 2 Die Angehörigen des sehr vornehmen und ehrenvollen Mannes, des sehr weisen Herrn Jakob Wülfing in Leuscherath, eines Großhändlers von sehr gutem Ruf: Ich mußte sterben, auch wenn die Frömmigkeit, die Liebe, die Tugend und der Glaube es verbieten würden. Er wäre niemals gestorben, da er der Tempel der Frömmigkeit und die Kapelle des Glaubens war. Aber dennoch hat der Tod Wülfing nach göttlichem Gesetzt getötet und an die Seite seiner Frau geworfen. Von dem Todestage an werden die Anverwandten, der Schwiegervater, die geborenen Töchter und der Sohn betrübt sein. Wehe, der Tod bedrängt uns! Von da ab aber ist ein ernsthafter Grund neuer Trauer ins Haus hineingetragen worden. Wozu beweine ich laut die Gewalt des Todes? Es geziemt sich den Willen Gottes mit höchstem Lobe anzuerkennen. Wülfing ist nicht gestorben, sondern er steht als Glückseliger in der göttlichen Freude, und es geschieht nicht, daß er sterben wird. Geboren 1662 - gestorben 1706
Die dritte Platte ist aus Sandstein und befindet sich mittlerweile in der Kirche, H. 74 cm, B 57 cm. 18 Jhd. Sichtbar ist nur die Rückseite der links neben dem Eingang der Kirche befestigten Platte mit der Inschrift: „ HOS CC 6. Kompt wir wollen wider zum Herren dan er hatt uns zerissen er wirt uns auch heillen.“
Der Grenzstein stammt aus dem Jahre 1604, Trachyt, H. 53 cm, B. 29 cm, T. 17 cm. Vorderseite mit bergischem Löwen, Rückseite mit dem Wittgensteinischen Wappen und der Zahl I. Der Stein gehört zu den 24 Grenzsteinen, die zur Abgrenzung der Herrschaft Homburg nach dem Siegburger Vergleich gesetzt wurden. Bei dem Grenzstein handelt es sich um eine Kopie. Das Original befindet sich im Schloss Homburg. Denkmal seit 1982
Mit dem Siegburger Vergleich wurde Drabenderhöhe endgültig zum Grenzort zwischen dem Herzogtum Berg und der Reichsgrafschaft Homburg. Das Herzogtum Berg war verwaltungstechnisch in Ämter unterteilt. Dies führte dazu, dass der Ortsteil Scheidt im Amt Windeck und Anfang im Amt Steinbach lag. Mit dem Reichsdeputationsausschuss in Regensburg 1806 wurden die alten Verwaltungseinheiten aufgelöst und dem Herzogtum Berg angeschlossen. Es entstanden Kreis Uckerath/später Siegkreis (Gemeinde Much), Kreis Wipperfürth (Gemeinde Engelskirchen) und Kreis Homburg/später Gummersbach (Gemeinde Drabenderhöhe). Die Grenze wurde erst im Jahre 1932 auf Drängen der Bewohner von Scheidt zugunsten der Gemeinde Drabenderhöhe um den Ort verlegt.
1952 erhielt der historische Grenzstein während der Verlegung der Kirchenmauer seinen alten Platz zurück. Dabei wurde eine Urkunde eingemauert, die folgenden Text enthielt: „Durch den Siegburger Vergleich vom 12. Juni 1604 und seine Ausführungsbestimmungen vom 19. November 1604 wurden die jahrzehntelangen Grenzstreitigkeiten zwischen dem Herzogtum Berg und der Herrschaft Homburg beendet. Am 31. März 1605 setzte die bergisch-wittgensteinische Kommission im Beisein einer Anzahl junger und alter beiderseitigen Untertanen den Grenzstein Nr. 1 vor der Kirche in Drabenderhöhe an der Wegekreuzung Brächen-Wellerscheid und Heckberg-Hillershagen (heute Hillerscheid). Die insgesamt 24 Grenzsteine aus Drachenfelstrachyt vom Kölner Meister Gerhard Schewen, Bildhauer und Bürger zu Köln, für zwei Reichsthaler das Stück gefertigt, legten die Grenze ab Drabenderhöhe (Nr. 1) über Brächen (Nr. 2), Niederseßmar (Nr. 3) Dreiherrenstein genannt, bis nach Ziegenhardt an der Waldbröl (Nr. 24) fest. Seit der Eingemeindung der Orte Anfang (aus Gemeinde Engelskirchen) und Scheidt (aus Gemeinde Much) nach Gemeinde Drabenderhöhe im Jahre 1932 ist der Stein Nr. 1 kein Grenzstein mehr. Bei der Erbreiterung der Straßenkreuzung vor dem letzten Weltkrieg wurde er zunächst entfernt, wegen seiner historischen Bedeutung aber erhält er heute seinen neuen Platz, nahe seinem ursprünglichen Standorte. Die Grenze zwischen den Steinen Nr. 1 bis 24 ist bis heute gültig geblieben: bis 1806 trennte sie Herrschaften und Amt Windeck, bis 1815 Kantone, bis 1819 bzw. 1825 Kreise, bis 1932 teils Gemeinden, teils Kreise, seit 1932 Gemeinden. Drabenderhöhe, Montag, den 07. Juli 1952. Namens der Kommunalgemeinde Seelbach, Gemeindedirektor, Namens der evangelischen Kirchengemeinde Adolf Müller, Pfarrer, Namens des Bergischen Geschichtsvereins Fritz Rau sen., Windhagen, Namens der Bauhandwerker Ewald Heppner.“