Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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Die Leuscherather Mühle

Leuscherath liegt etwa 3 km südlich von Drabenderhöhe und wurde als Rodungshof in der Besiedelungsphase des Bergischen Landes nach 800 n. Chr. gegründet. Der Name geht auf das althochdeutsche „luzzil“ und mittelhochdeutsche „lützel“, welches für „klein“ steht, also der kleine Rodehof, zurück. Bereits im Mittelalter handelte es sich dabei um ein adeliges Gut mit einer kleinen Motte. Im Jahre 1378 wird Leuscherath das erste Mal urkundlich erwähnt, als Johan von Geyvertzhain, genannt Lutzenroide mit den anderen Helfern Symon und Wilhelm von Ißengarden (Isengarten, ehemalige Burg bei Waldbröl) in einer Fehde mit der Stadt Köln standen. Die Familie von Gevertzhagen stammt aus dem im Westerwald in der früheren Grafschaft Sayn liegenden Gebhardshain und nannte sich seither mit einem Zusatz nach ihrem Sitz Leuscherath. Seit Anfang des 15. Jhd. bezogen die von Lützerode den zwölften Teil aus der Hälfte des Mucher Zehnten. Laut den Akten des Klarissenklosters in Köln wurde dieser Zehnte bis 1715 erhoben.

Im Jahre 1440 wird ein Albrecht von Gevertzhaen genannt von Lützenrode zu Schönstein genannt. Zwischen 1512 und 1543 erscheint in den Urkunden ein Ritter Bertram von Lützenrode, Herr zu Clyff und war Amtmann zu Blankenberg. Leuscherrath gehörte damals politisch zum bergischen Amt Windeck und lag in der Honschaft Bonrath.

Bereits um 1575 wird auf der Mercatorkarte eine Mühle „in der Brechtersaidt“, also am Becher Suthbach erwähnt. Diese Mühle wird ebenfalls in den Siegburger Verträgen von 1604 zur Grenzregulierung zwischen dem Herzogtum Berg und der sayn-wittgensteinischen Herrschaft Homburg als „Oligs Mhull“ (Ölmühle) erwähnt. Die Mühle gehörte, ebenso wie ein Gut in Niederbonrath zum Rittersitz Leuscherath. Im Jahre 1615 erscheint die Ölmühle in den Homburgischen Renteirechnungen. Dort heißt es, dass die Mühle zur Hälfte im Herzogtum Berg lag. Die Einahmen der Mühle wurden von einem „Heitta in der Bech“ bezahlt.

Nach der Familie von Lützenrode, war ein Adolph von Katterbach, Amtmann zu Porz, der Besitzer. Seine Tochter heiratete 1650 den Freiherrn Matthias von Nagel. Sie brachte das Gut als Mitgift in den Besitz der Familie von Nagel. 1652 beantrage Freiherr von Nagel die Aufnahme als Abgeordneter der Ritterschaft in den bergischen Landtag. Dies wurde 1653 bestätigt und das Gut Leuscherath stieg zu einem adeligen Sitz auf. 1694 wurde das Gut samt Mühle und dem zwölften Teil an der Hälfte des Mucher Zehnten von Georg Adolf von Nagel an den damaligen Pächter, Kaufmann und Großhändler Peter Jacob Wülfing veräussert. Wülfing war reformierten Glaubens, gehörte der Drabenderhöher Kirchengemeinde an und wohnte mit seiner Frau Anna Gertrud von Recklinghausen in Unterkaltenbach. Ursprünglich stammt er aus Elberfeld und wurde 1662 geboren. Er ließ das Gebäude neu errichten. Davon zeugt eine Wappenplatte beider Familien aus dem Jahre 1694. Wülfing wurde 1706 erschlagen und im Chor der Kirche zu Drabenderhöhe beerdigt. An der Drabenderhöher Kirche erinnern noch die Grabplattten des Ehepaars an die Familien Wülfing und von Recklinghausen. Mit seinem Tod erbten die Töchter und ein Sohn Leuscherath. Anna Elisabeth Wülfing heiratete Conrad Pütter, der die Grube „Schmale Kaule“, später Aurora bei Oberdorf betrieb. Er war Gießereibesitzer und stammte aus einer Bürgermeisterfamilie aus Iserlohn. Die Tochter Anna Catharina Wülfing heiratete Conrads Bruder Heinrich Johannes Pütter und verzog nach Iserlohn. Wülfings Sohn Peter Matthias Justus war Richter und ging nach Hagen. Beim Tod seines Vaters war er erst zwei Jahre alt. Später erbte Johann Peter Heß, Ehemann von Anna Katharina Wilhelmina Pütter, die Tochter von Conrad Pütter, das Anwesen. Sein Sohn Christian Heß ist 1808 als Schöffe und 1810 als Munizipialrat zu Much erwähnt. Seine Nachkommen lebten bis in die 1920er Jahre in Leuscherath. Im 19. Jhd. scheint das Anwesen verfallen zu sein. Die Mühle war noch bis Ende der 1890er Jahre in Betrieb.

Die Leuscherather Mühle

Diese brannte dann aus und es verblieb nur der Mühlenteich, die man auch Leuscherather Klus nennt. Die Wülfingsche Wappenplatte gelangte dann später in den heutigen Gasthof in der Herferather Mühle.

Leuscherath war immer ein sehr kleiner Weiler geblieben. Im Jahre 1809 zählte der Ort 20 Einwohner, davon noch 1 Person reformierter Religion. 1843 waren es immer noch 20 Personen, alle katholisch in 4 Häusern, 1868 blieb es bei 20 Einwohnern, 1885 existieren 5 Häuser mit 26 Einwohern, 1900 waren es dann 24 Personen.

Es ranken sich noch einige Legenden um die alte Mühle. Von Peter-Josef Heß, dem damligen Besitzer der Mühle, wurde diese überliefert. „Hess, der mit großer Liebe der Jagd oblag, war wieder einmal auf einem Pirschgang, als er einen schweren Hasen an einer Hecke wahrnimmt. In der Hoffnung, rasch einen fetten Braten in seine Jagdtasche zu bekommen, schlägt er seine Pannenflinte an und schießt. Doch was ist das, der Hase ist plötzlich vom Erdboden verschwunden, obwohl er nach dem Ermessen des Jägers unbedingt tot auf der Strecke liegen mußte. Der Jägersmann untersucht die Runde und kommt hinter die Hecke. Hier gewahrt er zu seinem Grausen in der Schußrichtung sitzend eine alte Frau die sich in den Haaren kratzt. „Oha, eine Hexe, die sich den den Hasen verwandelt hatte“. Das ist die überzeugte Feststellung des Jägers, der sich in aller Eile aus dem Staube macht, ohne die unheimlichen Dinge näher zu untersuchen.“

Ein Geheimnis schwebt um die Mühlenheide. Die Geschichte wurde nur spärlich von alten Leuten überlieftert: „In den Jahren 1796/97, als die hiesige Gegend unter den damligen Kriegswirren viel Leid erfahren mußte und plündernde, brandschatzende und mordende Horden die Bevölkerung in ständige Angst und Schrecken versetzte, kommt der Späher ein marodierenden Truppe über Leuscherath und fordert von einem Bauern Aufschluß über die umliegenden Gehöfte. Der Bauer, ergrimmt über die seinen Freunden und Bekannten wiederfahrene Unbill, faßt den finsteren Fremdling scharf ins Auge, schwingt die Hacke und löscht ihn aus. Auf der Mühlenheide schaufelt er ihm ein Grab. Verweht ist das Grab. Knorrige Kiefern recke ihre Häupter gegen den Bergrücken, rotleuchtende Heide blüht an den freien Plätzen unter dem Schatten der Föhren. Rauscht aber der Sturmwind über die Mühlenheide, dannt raunt er von dem Freiheitsdrang des Deutschen Volkes seit uralter Zeit.“


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