Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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Waldfrieden

Waldfrieden ist die jüngste Ansiedlung im Raum Drabenderhöhe. Bereits 1832 ist auf der preußischen Uraufnahmenkarte (Flur Niederhof) eine Knochenmühle im Bereich der Flur „In der Bollenwegswiese“ eingezeichnet. Auf der Karte deutlich erkennbar ist der Mühlengraben.

Ausschnitt Flur Niederhof 1832

Die Knochenmühle

Die Knochenmühle musste zu diesem Zeitpunkt erst wenige Jahre bestanden haben, da sie auf dem „Occular Plan der beiden Municipalitaeten Wiehl und Drabenderhöhe“ aus dem Jahr 1809 noch nicht vermerkt ist. Allerdings findet sich dort die etwas weiter bachaufwärts gelegene Mahlmühle der Hähner Mühle. Der Mühlengraben wurde vom Uelpebach und vom Heiensiefen gespeist. Im Amtsblatt des Regierungsbezirk Köln aus dem Jahr 1829 ist folgender Eintrag vermerkt: „Albrecht Kauert aus Drabenderhöhe ist entschlossen auf dem Uelper-Bach unter der Hähner-Mühle, in der Mühlenwiese auf seinem eigenen acquiriertem Grunde eine Lohmühle anzulegen. Drabenderhöhe, den 26. Januar 1829“.

Die alten Knochenmühle um 1910

In einem Adressbuch von 1884 wird als Mühlenbesitzer Wilhelm Kauert aus Jennecken erwähnt. Er war vermutlich der Neffe von Albrecht Kauert, der später nach Scheidt, Ortsteil Schniffel umgezogen ist. Wann der Mühlenbetrieb aufgegeben wurde und das Gebäude abgerissen wurde ist unbekannt, wahrscheinlich aber nachdem das benachbarte Hotel errichtet wurde. Heute kann man lediglich noch den Verlauf des Mühlengrabens erahnen.

Hotel Pension Waldfrieden

Waldfrieden 1907

Nachdem die Uelpetalstraße fertiggestellt und am 18. Juni 1904 eingeweiht wurde, verlegte man den Postverkehr von der Strecke Engelskirchen-Drabenderhöhe auf die Verbindung Drabenderhöhe–Bielstein. Die Eröffnung der Wiehltalbahn von Osberghausen über Bielstein nach Wiehl erfolgte im Jahre 1897.

Waldfrieden 1909

Die verbesserten Verkehrsanbindungen ermutigten den aus Oberwipper (Gemeinde Marienheide) stammenden Otto Bühne in den Fluren „In der Bollenwegswiese“ und „In der Mühlenwiese“ unterhalb von Niederhof ein Hotel zu errichten.

Dazu beantragte er am 6. Juni 1903 eine Konzession zur Errichtung einer Gast- und Schankwirtschaft. Er schreibt dazu an den Vorsitzenden des Kreisausschusses zu Gummersbach:

„Der neue Weg von Bielstein nach Drabenderhöhe, der über 5 km Länge hat, wird bald fertiggestellt sein. Ohne Zweifel wird sich auf ihm ein großer Personen- und Fuhrverkehr entwickeln, wodurch sich das Bedürfnis geltend macht, auf selben Wege etwa bei der Hähner Mühle eine Wirtschaft zu errichten. Der Unterzeichnete will zu diesem Zwecke auf dem Grundstück Flur No. 2, Parzellen 443 und 444 der Katastergemeinde Drabenderhöhe ein Haus errichten und darin zweckentsprechende Raumlichkeiten schaffen. Vorzugsweise ist auch aus darunterkommen von Sommerfrischlern gerechnet, da sich die Gegend durch landschaftliche Naturschönheiten auszeichnet. Der Unterzeichnete bittet, ihm die Concession zur Errichtung eines Gast- und Schenkwirtschaft erteilen zu wollen…“

Aus einem Randvermerk des Bürgermeisters Brindöpke geht hervor, dass die Straße bereits zu 1200 m fertiggestellt und eingewalzt ist und in den kommenden 4 Wochen die Strecke bis zur Baustelle des Hauses vollendet sein würde. Zum Antrag war noch ein Fragebogen auszufüllen. Aus diesem geht hervor, dass Otto Bühne Küfermeister war und seit Oktober 1900 mit seiner Frau Maria, geborene Müller in Bielstein lebte. Zuvor war er in Hamm ansäßig. Nach Erteilung der Konzession sollte das Haus gebaut werden und 3 Gästezimmer für bis zu 8 Personen verfügen. Im Keller war ein weiterer Gewerberaum für eine Küferei vorgesehen. Am 18. Juni 1904 wurde vom Kreisausschuss des Kreises Gummersbach die Konzession erteilt. Diese fiel mit der Einweihung der Straße zusammen.

Im Landesarchiv in Duisburg sind zwei Liedtexte, die „zur Eröffnungsfeier der Uelpetalstrasse nebst Anschlusswegen am 18. Juni 1904“ verfasst wurden und über die Entwicklung der Straße Auskunft geben, archiviert:

Melodie: „Ich bin ein Preusse“:

Warum zog heute Drabenderhöhe In voller Zahl wohl der Gemeinderat, Geführt von Landrat Kirschstein, wie ich sehe, Was allemal was zu bedeuten hat? „Der Uelperweg vollendet“, So ward uns froh gemeldet, Was lange Jahre einfrig ward erstrebt, Das haben nunmehr glücklich wir erlebt.

Vor fünf Jahrzehnten hat man schon begonnen Mit den Projekten für den Uelperweg, Und tücht'ge Männer haben viel gesonnen, Doch alle hatten damit gründlich Pech. Wie meistens in der Welt, Ging es um's leidige Geld, Auch Mangel an der nöt'gen Einigkeit War hinderlich dem Plane allezeit.

Einst wurd' der Streit nun ganz besonders heftig, Als Ennenbach hier Bürgermeister war, Die Geister platzten aufeinander mächtig, Ja, ganz gespalten die Gemeinde war. Und als die Zeit dann nahte, Dass zum Gemeinderate Gewählet wurde, hiess es nur allein, Wer gegen oder für den Weg würd' sein.

Als die Partei Herrn Ennenbachs nun siegte, Lehnt' sie sofort den Bau des Weges ab, Obwohl die andere wirksam Hülfe kriegte Vom Landrat Haldy, der sie gerne gab. Doch ändern sich die Zeiten, Auch bei den klügsten Leuten; Es mocht am Schlusse des Jahrhundets sein, Da sah allmählich man den Irrtum ein.

Herr Landrat Kirschstein war hierher gekommen, Er nahm den Plan in Haldy's Sinne an, Und tüchtige Hülfe hat er dann gewonnen Am neuen Bürgermeister lobesam. Herrn Kirschstein und Brindöpke Sie sind es, die entdeckten Die Wege, die zum Ziele uns gebracht; Mit grösstem Dank sei ihrer stets gedacht.

Nun führt der Weg im schönen Uelpetale Sanft und allmählich nach Drabenderhöh' In aller Mienen hier im Festesaale Kann man darob die hellste Freude seh'n. Auch Einigkeit herrscht wieder, Stimmt an drum frohe Lieder, Vergessen sei, dass ihr so zähe war't, Ihr Jennecker mit eurer Mühlenharth.

So mögen sie den grössten Segen bringen Die Uelperwege jetzt und allzeit, Man muss ja Grosses meist durch Kampf erringen, Doch um so schöner ist die Friedenszeit. Mög' sie recht lange währen, Sich Glück und Wohlstand mehren. Und nun zum Schlusse sollen leben noch Der Landrat und der Bürgermeister hoch! E. K.

Melodie: „Frisch auf, zum fröhlichen Jagen“:

Einst ging von Drabenderhöhe Ein Wand'rer bei nahender Nacht, Der dachte: „Wie ich auch gehe, Der Weg ist leicht vollbracht; Nach Bielstein will ich wandern Dem Uelpe-Bach entlang“; - Doch als es dunkel wurde, Da war ihm angst und bang.

Zur Rechten und zur Linken erhob sich Busch und Wald, Kein Sternlein sah er blinken, Der Nebel war trübe und kalt, Bald war der Pfad verschwunden, Die Wiese glich einem Sumpf, Da haben ihn Dornen zerschunden Und bald war nass der Strumpf.

Als endlich er Bielstein erblicket, Da war totmüde der Mann, Wohl hat ihn der Anblick erquicket, Doch bald er zu reden begann: „Wohl rauschen des Bächleins Wellen Bei Tage süss und traut, Doch wäre es tausendmal schöner, Würd' hier eine Strasse gebaut;

Dann könnte fröhlich der Wand'rer Auch abends die Strasse zieh'n, Der Niederhof würde erschlossen Und Jennecken würde blühn. Von Much und ferneren Orten und Drabenderhöhe talab Käm Furhwerk mancherlei Sorten Im Schritt und auch im Trab.“

Was jener Wand'rer geahnet Ist heute kein Träumen mehr, Die Strasse ist bebahnet, Nun blühe empor, Verkehr! Drum allen, die ihr die Strasse Vollendet und erdacht, Sei heut' im fröhlichen Kreise Ein herzlicher Dank gebracht.

So bring denn, Uelpestrasse, Von jetzt an Freud' und Gewinn Den Wand'rern und dem Fuhrwerk, Das auf dir ziehet dahin. Dann labt uns in Drabenderhöhe Die Milch, des Dorfes Zier, In Bielstein aber winkt uns Ein schäumendes Glas Bier. Pfr. J.

Waldfrieden um 1920

Auf Postkarten aus den Jahren 1905 und 1907 warb Otto Bühne mit „Hôtel-Restaurant Waldfrieden bei Bielstein (Rhld.), Fernsprecher 37, Luftkurort und Sommerfrische, schattige Waldungen und Forellenzüchterei“ und 1909 „Herrliche Lage im Oberbergischen Lande, schattige Waldungen mit Spaziergängen, Forellenzucht und Kahn fahren“ bzw. in den 1930er Jahren „Sommer- und Winteraufenthalt, vorzügliche Küche, Zentralheizung, fliessend Wasser, Bad, Aufenthaltsraum, Gesellschaftszimmer mit geschlossener Veranda, Speisezimmer, Liegewiese, modernes Schwimmbad im Ort, Postauto von Köln bis zum Hause und von allen Zügen. Die ausgezeichnete Lage macht Waldfrieden zu einem der schönsten Flecken im Oberbergischen.“ Für die Kahnfahrten wurde der wassergefüllte Mühlengraben genutzt, der zu der heute nicht mehr vorhandenen Knochenmühle gehörte. Diese lag auf dem Wiesengebiet hinter dem Haus. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt das Haus einen Erweiterungsanbau. Offensichtlich lief das Geschäft für die Familie gut. Otto Bühne starb am 12. Mai 1925 mit gerade einmal 50 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Seine Frau Maria führte daraufhin den Betrieb fort.

Waldfrieden 1921

Ein Pensionsbetrieb gelang noch bis in die 1960er Jahre, dann unterhielt man dort ein Christliches Erholungsheim mit einem weiteren modern gestalteten Anbau bis es im Jahre 2000 von der „Mission Kwasizabantu“, einer evangelikalen Missionsgemeinschaft erworben wurde. Heute hat dort die „Gemeinde Waldfrieden e.V.“ (Europäischen Evangelischen Allianz) ihren Sitz.

Waldfrieden bildete nie eine eigene Ortschaft und gehört zur Ortslage Niederhof.

Das Sägewerk

Zu Waldfrieden gehört auch das ein paar hundert Meter Ülpebachabwärts gelegene Sägewerk, welches 1913 als „Oelpetalholzwerk - Sägewerk und Kistenfabrik“ gegründet wurde. Inhaberin war die Firma Krämer-Thönes-Löwer oHG. Das Sägewerk war damit eines der ältesten oberbergischen Unternehmen dieser Branche.

Das Sägewerk in den 1970er Jahren

1953 wurde hier der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Dachstuhls des Turmes der Drabenderhöher Kirche gefertigt. Im August 1959 brannte das Holzsägewerk nieder und durch Funkenflug war das nahe gelegene Dorf Niederhof bedroht. Der Schaden belief sich auf 100.000 Deutsche Mark, da der komplette Maschinenpark vernichtet wurde. Das Sägewerk wurde dann wieder aufgebaut und existiert heute noch.

Das Eisenhammerwerk

Auf der alten Mercatorkarte von 1575 ist im Ülpetal ein Eisenhammerwerk dargestellt. Es lag noch in der Drabenderhöher Gemarkung an der Einmündung des Börnholzsiefen in den Ülpebach (gegenüber der Ülpesiedlung bei Bielstein, an der Einmündung der Strasse nach Jennecken/Motocross-Rennstrecke). Es scheint aber im Verlaufe des 17. oder 18. Jahrhunderts aufgegeben worden sein, denn auf der preußischen Urkatasterkarte von 1832 „Flur Mühlenharth“ ist der Hammer nicht mehr vorhanden. Allerdings gibt es noch Flurbezeichnungen, wie „Aufm Hüttenplatz“ und „Im Hüttenwieschen“. Im Bereich des Ülpetales muss es im Mittelalter Bergbau gegeben haben. Dies belegen archäologische Untersuchungen, wo neben einer Massenhütte noch 7 Rennfeuerplätze nachgewiesen werden konnten. In diesen Verhüttungsplätzen wurde das gewonnene Erz weiterverarbeitet.


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