Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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Unterkaltenbach (Niederkaltenbach)

Unterkaltenbach ist ein Weiler, der in der Nähe der Einmündung des Kaltenbachs in die Agger liegt und heute zum Engelskirchener Ortsteil Hardt gehört. Im Mittelalter besass die Siegburger Abtei Sankt Michael das Gut, welches im 14. Jahrhundert ein Adolf von Kaltenbach zum Lehen trug. Im Jahre 1370 erteilte die Abtei die Belehnung Rutger vom „Nuwenhoue zur Lyen“, der einem ursprünglich westfälischen Adelsgeschlecht angehörte, welches im Haus Ley bei Ründeroth sesshaft wurde. 1413 wird das Gut in einer Aufstellung für den Fronhof Lindlar als „Schleus Kaldenbach“ genannt. In den bergischen Ritterzetteln wurde es seit 1555 als Adelssitz geführt. Nach 1565 errichtete Johann von Neuhof, genannt Ley einen neuen unweit des alten Burghauses gelegenen Bau, der von einem Wassergraben umgeben war. Das alte Gut Niederkaltenbach scheint nach 1585 verfallen zu sein. Die Familie von Neuhof war auch am Abbau und der Verhüttung von Eisenerz beteiligt. Kaltenbach war schon seit dem Mittelalter als einer der wichtigen Bergbauregionen im Oberbergischen Land bekannt.

Die Eisenschmelzhütte befand sich zwischen Unter- und Oberkaltenbach, ungefähr an der heutigen Autobahnbrücke am Kaltenbach. Mitte des 16. Jahrhunderts legten die aus Annaberg in Sachsen stammenden Brüder Michael und Veltin Feige mit der Einwilligung der Grundherren in Oberkaltenbach auf der bergischen Seite ein Bergwerk an. Die von Neuhofs beteiligten sich mit einem Kredit, der in Form von Lieferung von Eisenstein getilgt werden sollte. Doch Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten beschlossen sie im Jahre 1564 die beiden kapitalstarken Juristen Dr. Johann Steffens aus Grevenbroich und Dr. Reinhard Hymmen aus Königshoven bei Bedburg am Unternehmen zu beteiligen. 1570 ging die Grube dann in den alleinigen Besitz der Doktoren über. Allerdings kam sie mit den Bergbautätigkeiten der Familie Neuhof in Konflikt, woraus ein mehrere Jahre langer Rechtsstreit sich entwickeln sollte. Der Sohn von Johann Steffens, Johann Steffens der Jüngere heiratete 1595 Agnes, die Tochter von Johann von Neuhof, genannt Ley zu Kaldenbach. Somit gelangte die Familie Steffens dann in den Besitz des Hauses Unterkaltenbach. Johann Steffens der jüngere war der erste, der den Beinamen „Pensen, zu Caldenbach“ trug. Vermutlich geht hier auch der Familiename Penz hervor. 1656 tritt die Familie das Gut dann an Graf Johann Adolf von Schwarzenberg ab, dem Herrn der Reichsherrschaft Gimborn-Neustadt. Es wurde dann als Pachthof weitergeführt. Allerdings schien es nicht mehr in einem guten baulichen Zustand zu sein, denn 1665/1666 musste die zerfaulte Brücke erneuert werden und 1688/1689 renovierte man das Wohnhaus und erbaute eine neue Scheune. Im Jahre 1700 brannte das Anwesen mitsamt den anliegenden Stallungen ab. Es musste mit 833 bzw. 283 Reichthalern wieder aufgebaut werden. Dabei handelt es sich dann um das Gebäude, welches heute noch vorhanden ist. 1811 verkaufte Johann Ludwig Reichgraf von Walloden-Gimborn Unterkaltenbach mit der alten Neuhoffschen Eisenschmelzhütte für 3500 Reichsthaler an den Elberfelder Kaufmann Köhler.

Burghaus in Unterkaltenbach

Drabenderhöhe steht mit Unterkaltenbach mit einem bekannten Kirchspielangehörigen in Verbindung. Peter Jakob Wülfing wurde 1662 als Sohn des Kaufmanns Peter Wülfing aus Wuppertal-Elberfeld geboren. Er kam als junger Mann zunächst nach Braunswerth. Dies belegt ein Eintrag aus dem Engelskirchener Kirchenbuch, wo er als Taufpate 1682 aufgeführt wird. Er war allerdings reformierter Religion. Am 21.09.1684 heiratete er Anna Gertrud von Recklinghausen, die Tochter des Bergvogts Matthias Gerhard von Recklinghausen aus Braunswerth. 1689 pachtete Peter Jakob Wülfing die Unterkaltenbacher Hütte und zieht auf das Gut um. Wie aus den Archiven von Schloss Gimborn hervorgeht, zahlte er eine jährliche Pacht von 45 Reichsthalern, die 1689/90 auf 48 Reichsthaler, 36 Albus und 1706/1707 auf 48 Reichsthaler und 54 Albus stieg. Zudem war der Kaufmann und Stückgiessereibesitzer Wülfing auch Pächter des Gutes und der Mühle zu Leuscherath, welche er 1694 mit den Einnahmen des zwölften Teiles des Mucher Zehnten kaufte. Peter Wülfing hatte insgesamt sechs Kinder, wobei drei schon im Kindesalter verstarben. Sohn Peter Matthias Wülfing wurde Richter und zog nach Hagen. Die beiden Töchter heirateten in die ebenfalls refomierte aus Iserlohn stammende Familie Pütter ein. Eine weitere Tochter Helena Wülfing war mit dem Schultheißen des bergischen Amtes Steinbach und Bergbaubesitzer Jakob Friedrich Litz vermählt.

Anna Elisabeth Wülfing vermählte sich am 05.02.1708 mit dem Kaufmann Conrad Pütter, Sohn des Juristen und Iserlohner Bürgermeisters Caspar Pütter. Er pachtete im Jahre 1727 die Unterkaltenbacher Hütte auf zwölf Jahre. Dabei zahlte er jährlich bereits 114 Reichsthaler, 19 Albus und 6 Heller pro Jahr. Die Pachtsumme war dabei um mehr als das doppelte gestiegen. Das lag daran, dass der aus Büddelhagen stammende und in Verr wohnende Peter Kauert in Oberkaltenbach reiche Erzvorkommen entdeckte und diese in Unterkaltenbach verhütten liess. Wie aus den Eintragungen des Drabenderhöher Kirchenbuches entnommen werden kann, muss Conrad Pütter zunächst in Unterkaltenbach gewohnt haben, ist dann aber auf das ererbte Gut nach Leuscherath gezogen, wo er 1756 gestorben ist. Die zweite Tochter Wülfings Anna Catharina Pütter heiraterte den Bruder von Conrad, Heinrich Johannes Pütter, der wie sein Vater ebenfalls Jurist war. Sie zog dann nach Iserlohn.

Anna Getrud Wülfing starb im Jahre 1704 und Peter Jakob Wülfing zwei Jahre später. Laut einem Eintrag im Kirchenbuch wurde er von einem Verbrecher erschlagen. Die Grabplatten der beiden existieren bis heute und sind am Eingang der Kirche in Drabenderhöhe aufgestellt worden und stehen unter Denkmalschutz. Peter Jakob Wülfing war mit seiner Frau der Kirchengemeinde Drabenderhöhe sehr verbunden. Nach dem Brand der Kirche 1696 stifteten beide je 50 Reichsthaler zum Wiederaufbau der zerstörten Kirche.

Die Eisenschmelzhütte wurde dann von 1744 bis 1748 von Peter Kauert, der in Oberkaltenbach das Bergwerk „15 Löwenpfähl“ besass gepachtet. Die Pachthöhe belief sich auf die selbe Summe, die schon im Jahre 1727 entrichtet werden musste. Ob Peter Kauert mit seiner Familie ebenfalls in Unterkaltenbach lebte, liess sich nicht ermitteln.

Danach gab es keine evangelischen Pächter mehr. Die Unterkaltenbacher Hütte wurde endgültig im Jahre 1804 stillgelegt und wurde in den Jahren darauf abgebrochen. In der preussischen Uraufnahme 1828 ist auf den Katasterkarten keine Eisenhütte mehr eingezeichnet. 1817 hatte der Ort 9 Einwohner und im Jahre 1843 wurde das Gut von einer Familie mit 8 Einwohner bewohnt. Mit erneuter Bergbautätigkeiten im Oberkaltenbacher Raum wurde direkt am Gutshaus im Jahre 1858 eine neue Hütte errichtet, die aber schon wieder 1872/1873 geschlossen wurde. Im Kirchenbuch Drabenderhöhe ist die Hochzeit von Carl August Scheld im Jahre 1860 vermerkt. Er war Hüttenarbeiter und lebte in Unterkaltenbach. Mit seiner Frau Wilhelmina Dannenberg aus Scheidt zog er dann später nach Büddelhagen um.

Oberkaltenbach

Der Ort gehört zwar zur Kirchengemeinde Ründeroth, steht aber wegen der Bergbautätigkeit des Peter Kauert in Verbindung mit Drabenderhöhe. Die Ansiedlung wird heute als Kaltenbach bezeichnet und besteht aus mehreren Weilern. Durch Kaltenbach verlief bis 1956 eine jahrhunderte lang bestehende Grenze zwischen dem Hergzogtum Berg, Amt Steinbach – später Gemeinde Engelskirchen und der Reichsherrschaft Gimborn-Neustadt – später Gemeinde Ründeroth. Dabei lagen auf gimbornischen Gebiet die Höfe Kaltenbach, Daxborn, Neuenberg, Ufer und Wege und auf bergischen Territorium die Höfe Oberkaltenbach und Dorn. Bereits im Jahre 1183/1187 findet der Ort als „Caldinbeche“ Erwähnung von Bergbau im Siegburger Mirakelbuch. Die Abtei Sankt Michael besass in der Gegend Ländereien. Oberkaltenbach entwickelte sich im Mittelalter zu einem der Zentren der oberbergischen Eisenerzgewinnung. Dabei kam es auch immer wieder zu Streitigkeiten, wie ein Dokument aus dem Jahre 1575 belegt. Die sächsischen Bergleute Michael und Veltin Feige kamen um 1560 nach Oberkaltenbach um dort auf der bergischen Seite im Bereich der Berge Sonnenschein, im Schall und Hundt nach Erzen zu suchen. Da die Kosten den ihnen zur Verfügung stehenden Mittel bald überstiegen, verkauften sie 1564 zunächst die Hälfte des Bergwerkes an die Doktoren Johann Steffens und Reinhard Hymmen, die die Grube dann 1570 komplett übernahmen.

In Braunswerth erbauten die beiden dann noch eine Eisenschmelzhütte. Durch diese Monopolstellung wehrte sich Johann von Neuhof, genannt Ley, Besitzer des Gutes Unterkaltenbach und der gleichnamigen Eisenschmelzhütte und begann auf der gimbornischen Seite ebenfalls ein Bergwerk auf dem Neuenberg zu errichten. Es kam zum Prozess, der fast fünfzig Jahre dauern sollte. In einem Zeugenverhör aus dem Jahre 1574 werden dazu auch Personen aus dem Drabenderhöher Raum befragt, was die Beziehungen zum Kaltenbacher Bergbau unterstreicht. Offensichtlich waren die Drabenderhöher dort ortskundig, vermutlich waren sie in den Bergwerken auch beschäftigt. Auf die Frage „ob nit das flußlein, die Callenbach genandt, Im gebirgt ein gutt stuck wegs ober dem Kallenbacher Berwerck, Im Sonnenschein genant, seinen Ursprungk nehme“ antwortet „Rangen Conradt uff der Drabender hohe: Das fluß nimme sein Ursprungk sehr nahe bei der hohe uff dem Breche. Conradt Erdthon uf der Drabender hohe“ sagt „die Kallenbach nemme Ihren Ursprungk uff dem Bergkseiffen nicht weit von der Drabender hohe.“ Die Frage „ob nit dasselbige flußlein algemen herab und gleichwohl uberhalb abgeregten Kallenbachschen Bergwercks mit Lebendigen wasser quellen sich mehre und stercke?“ wird von beiden bejaht. Ebenfalls bejaht wird von beiden die Frage „ob nit das flußlein eine Landtscheide des Furstentumbs Bergh und graffschaft von der Marck (Gimborn-Neustadt gehörte damals noch zur Grafschaft Mark) Jeder Zeitt gewesen und davor menniglich gehalten worden“. Dabei handelte es sich bei dem Siefen um den Hipperichsiefen, der bei Brächen entspringt und der im Verlauf zum Kaltenbach wird, der die beiden Territorien trennte. Die beiden Zeugen finden sich auch in den homburgischen Futterhaferzetteln aus dem Jahre 1580 wieder. Dort werden sie als „bergisch“ bezeichnet und heissen Conrodt Erdthaen und Meister Conrodt.

Im selben Verhör finden sich noch zwei weitere Personen. Die Fragen lauteten: „1. sagt demnach fur Erst war. Michael Feige hab uff etlichen ortteren allernegst bei dem flußlein Kallenbach uff Merkischen Boden geschurfft und Bergweck gebawet. 2. Item war, Feige habe dem Alten Nivel in der Kallenbach, so ein Merkischer Underthan, fur seiner Nivels hauß dueren Ingeschlagen und inen Nivel darmit von dem ein und außgangk seines haußes vorgedrungen. 3. Item war, das derwegen articulirter Nivel ein Zeit langh durch seines Khostals theuren ein und ausgehen mussen“. Hierauf antwortet Wilhelm im Scheidt, 50 Jahre alt, daß er zu 1. nichts wisse. Zu 2. sagt er aus: anders nichts wahrs sein, da das er solches von Nivelen selbst gehortt, das Er sich des Inschlagens fur seiner thur becklagt, kunne derhalben nicht auß oder Inkgeend und zur Kuthuren hinauß gehen musse. Ursach seines wissens, Nivel sei auff des hern Producentis Bergwerck uff dem Stoel bei Ime Zeugen und anderer mehr kommen, sich auf das Holtz niedergesatztt, und solches Ime so angezeigtt, beschleist damit seine Kundschafft. Zu der dritten Fragen kann er nichts sagen. Der 27jährige Johengen zu Vehr (Verr) sagte aus, daß die ersten beiden Fragen war sind und er den Schuff vor Nivels Haus gesehen habe. Auf die dritte Frage anwortet er.: „Nivel hab wider Ime gesagt, Michael Feig wolle Ime under dem hewe (Heu) Bergkwerck suchen. Ursach seines wissens, Er sei ein Klein Jungh der Zeit gewesen, hab Im sein Vatter bei seinen Oehmen (Onkeln) gehn Schnellenbach geschickt, … und wan er durch den Busch hab gehen wullen, sei der Nivel umb grausams willen mit Ime gangen, dan Er sich fur den Wölffen der Zeit sehr gefurchtet, beschleißt damit seine Kundtschafft.“ Wilhelm im Scheidt wurde 1559 in der bergischen Liste der „Perd- und Schüppendienste“ genannt. Interessant ist auch die Aussage von Johengen von Verr. Offenbar hat es um 1560 in der Gegend noch Wölfe gegeben.

Zu einem Bergbaupionier wurde Peter Kauert (geboren vor 1675), Sohn des Sebastian Kauert aus Büddelhagen. Sebastian Kauert ist als Bergvogt bekannt und stammte aus Verr. Dessen Vater Dietrich war als Landmesser tätig. Dies belegt ein Dokument aus dem Jahre 1660 als das Haus Braunswerth geteilt wurde. Die Tradition als Bergvogt begründete Peter Kauerts Urgroßvater Christian Kauert, der in einer Steuerliste aus dem Jahre 1616 genannt wurde. Nachdem Peter Kauerts Onkel Albert Kauert keine männlichen Nachfahren hatte, zog er mit seiner Frau Gertrud Schmidt, einer Tochter des Kaufmanns Peter Schmidt aus Anfang, später Drabenderhöhe um 1693 nach Verr um. Sein Schwager Christian Schmidt war später der Erbauer der Bielsteiner Burg.

1710 begann er in Oberkaltenbach mit der Suche nach Eisenerzvorkommen auf einem Gelände, dass 50 Jahre zuvor aufgegeben wurde, aber zunächst ohne nennenswerten Erfolg. Erst im sehr trockenen Jahre 1719 entdeckte er mit Totaleinsatz seiner Geldmittel und der Arbeitskraft seiner Söhne große Eisensteinlager. Der Überlieferung nach soll er sein letztes Rind verkauft haben, um noch austehende Schichtlöhne an die Arbeiter zu zahlen. Er erhielt die Belehnung durch den bergischen Bergvogt Burchartz. Doch im Folgejahr stand die Grube wieder unter Wasser. 1721 errichtete er ein Pumpwerk, welches durch ein sehr hohes Wasserrad betätigt wurde. Der Flurname „Am Kauertsrad“ weist heute noch auf diese außergewöhnliche Pionierleistung hin. In einem Bericht von Friedrich August Eversmann aus dem Jahre 1804 hatte das Rad eine Höhe von 45 Fuß, was heute etwa 14 Metern entspricht. Nach der Belehnung am 2. März 1723 grenzte er das Grubengebiet mit fünfzehn Pfählen ab, in denen der bergische Wappenlöwe gebrannt war. Daher kam es zum amtlichen Namen „des Peter Kauert 15 Löwenpfähl“. Doch er bekam bald Konkurrenz. Im Jahre 1724 erhielten der bergische Schultheiß des Amtes Steinbach Jakob Friedrich Litz, der mit Helena Wülfing, einer Tochter von Peter Jakob Wülfing aus Unterkaltenbach verheiratet war, zusammen mit Konrad Clermont aus Burscheid und Konsorten die Belehnung der Bergwerke „Das Anklebsel“ und „Der Kieffhauer Distrikt“. Dabei drangen sie 1728 mit ihrem Stollen in das Gebiet der 15 Löwenpfähl vor und beanspruchten den neunten Teil des von Kauert geförderten Eisensteins. Peter Kauert lehnte die Ansprüche ab, da er sein Bergwerk durch ein Kunstwerk und Pumpen entwässern ließ. Damit kam es zu langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzungen, die noch seine Erben bis zu einem Vergleich 1786 weiterführten. Dann ging die Belehnung der Litzschen Bergwerke auf der Kauertschen Erben über. Um 1729 errichte er eine Eisenschmelzhütte auf gimbornischen Boden. Um 1760 wurde die Hütte abgerissen und auf bergischem Gebiet neu gebaut. Die Reidemeister stammten meist aus der eigenen Familie oder waren angeheiratet, wie Friedrich Haas aus Verr, Christan Lutter aus Börnhausen, Heinrich Jost aus Drabenderhöhe, Johann Forst aus Jennecken oder Peter Faulenbach aus Obermiebach. Darüberhinaus gab es familiäre Verbindungen zu homburgischen Pastorenfamilien (Hengstenberg, Bellingrath) wie Familien aus der homburgischen Beamtenschaft (Kannegießer, Büttinghausen, Kloeber), die eine priviligierte Stellung in der Bevölkerung darstellen.

Peter Kauert hatte allerdings auch Auseinandersetzungen mit den Abnehmern seiner sehr eisenhaltigen und vielfach begehrten Erze. Damit kam er vorallem zu einem Preiskonflikt mit dem Grafen von Nesselrode zu Ehreshoven, dem Besitzer der Looper Schmelzhüte und den Engelskirchener Reidemeistern. Erst 1758 konnten die Kauertschen Erben auf Anordnung eines Urteils der bergischen „Geheimen Kammer“ des Kurfürsten zu Düsseldorf über die Preise frei entscheiden. Peter Kauert starb 1750 in Oberkaltenbach. Er soll trotz der hohen Prozesskosten noch eine stattliche Summe von 80.000 Reichsthalern vererbt haben. Laut einer churpfälzischen Publikation aus dem Jahre 1792 arbeiteten zwischen 1742 und 1792 in Grube 15 Löwenpfähl im Schnitt 70 Arbeiter und im Erbstollen zu Oberkaltenbach 80 Bergleute. Dabei wurden pro Jahr im Schnitt 443 Hauf zu 10633 Reichsthalter bei 3100 Reichsthaler Unterhaltungskosten bzw. 252 Hauf zu 5040 Reichsthalter bei 4000 Reichsthaler Unterhaltungskosten erwirtschaftet. Nach einer preußischen Statistik aus dem Jahre 1817 arbeiteten 77 Bergleute im Bergwerk. Der Grubenbetrieb der 15 Löwenpfähl wurde 1863 eingestellt und im selben Jahr wurde die Eisenschmelzhütte auf Abbruch verkauft. Die benachbarte Grube Litz hielt sich noch zehn weitere Jahre. Im Jahre 1871 verkaufte die Familie Kauert beide Bergwerke an die Firma Friedrich Krupp in Essen. In Kaltenbach gab es noch weitere Gruben, wie die westlich der 15 Löwenpfähle gelegenen Gruben „Andreas“, Kiefhau, Wilhelm und Urania„. Dieses Gebiet gehörte früher zu den Litzschen Einsenbergwerken „Das Anklebsel“ und „Kiefhau“. Auf Ründerother Seite fanden sich noch die Bergwerke Grimmenthal bei Daxborn und die Böhmerzeche am südöstlichen Ortsrand von Kaltenbach. Die Böhmerzeche erwarb die Firma Krupp im Jahre 1890. Alle anderen Gruben wurden bereits 1865 unter dem Namen Leipzig III. von einem Konsortium unter Führung des Leipziger Bankvereins gekauft und zusammengelegt. Der Eisenerzbergbau wurde dann 1912 wegen Unrentabilät endgültig eingestellt.

das Obersteigerhaus in Kaltenbach

Ein Zeugnis aus der Bergbautätigkeit ist das noch heute stehende sogenannte Obersteigerhaus aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dabei handelt es sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit einem Mansarddach. Es soll sich dabei wohl um einen Umbau eines älteren Hauses handeln. Möglicherweise hat dieses ältere Haus noch Peter Kauert errichtet, wobei unklar ist, ob er in diesem Haus gelebt hat oder in seinem Stammhaus in Verr. Nach seinem Tode im Jahre 1750 setze die Familie den aus Eisleben stammenden Schichtmeister Johannes Friedrich Doering als Berg- und Hüttenverwalter ein. Vermutlich ließ er dann das Gebäude so umbauen, wie es seine heutige Gestalt aufweist.

Unweit des Obersteigerhauses befindet sich ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit einem talseitig freiligendem bruchsteinvermauerten Keller. Es wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut. Der Giebel hat einen gekerbten Fußbalken. Der rückseitige Eingang ist über eine dem Kaltenbach überspannende Bruchsteinbrücke erreichbar. Früher hatte das Haus eine quergeteilte Haustür mit kartuschenförmig eingefaßten Türfüllungen, die leider beseitigt wurden. Das Haus war Sitz des Reidemeisters Heinrich Lambeck, zu dem sich der „Maire“, der Bürgermeister der Gemeinde Ründeroth während des Speckrussenaufstandes 1813 in der Franzosenzeit flüchtete. Später wurde Lambeck selbst Bürgermeister und führte von hier aus von 1817 bis 1841 die Amtsgeschäfte der Gemeinde Ründeroth.

An der Landstraße befindet sich ein weiteres historisches Gebäude mit einer zweihundert Jahre alten Innentreppe. Bis 1865 hatte hier der Bergrat des Oberbergamtes Bonn seinen Sitz, um das Bergrevier Ründeroth zu verwalten. Anschließend wurde es als Jagdhaus genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es dann von Karl Bosenius übernommen, um hier einen Waldgasthaus einzurichten. Als Kurhaus Kaltenbach ist es auch heute noch in Betrieb.

Zeugen der Bergbauvergangenheit sind noch fünf von ehemals acht Teichen, die als Waschweiher, aber auch als Energiereservoir für den Antrieb der Gebläse der Eisenschmelzhütte, zum Zerkleinern des Erzes (Pochen) und über die großen Wasserräder zum Antrieb der Pumpen in den Schächten der Gruben zur Entwässerung genutzt wurden. Insbesondere bei Trockenheit dienten sie als Wasserspeicher. Die ersten Teiche wurden bereits im 16. Jahrhundert angelegt und im 18. Jahrhundert auf 8 große Teiche erweitert. Um Kaltenbach herum finden sich im Wald auch noch zahlreiche Hohlwege, die zum Abtransport des Eisenerz nötig waren, sowie zahlreiche Pingenfelder - das sind Einsturzlöcher über alten Stollen und Schächten -, Abraumhalden und unzählige Schürfstellen.

In einer Statistik von 1843 ergeben sich folgende Einwohnerzahlen:

  • Daxborn (Gemeinde Ründeroth), 46 evangelische Einwohner, 11 Wohngebäude
  • Kaltenbach (Gemeinde Ründeroth), 71 evangelische Einwohner, 5 katholische Einwohner, 15 Wohngebäude
  • Neuenberg (Gemeinde Ründeroth), 34 evangelische Einwohner, 9 katholische Einwohner, 9 Wohngebäude
  • Ufer (Gemeinde Ründeroth), 33 evangelische Einwohner, 1 katholischer Einwohner, 6 Wohngebäude
  • Wegen (Gemeinde Ründeroth) 10 evangelische Einwohner, 1 Wohngebäude
  • Dorn (Gemeinde Engelskirchen), 16 evangelische Einwoher, 18 katholische Einwohner, 4 Wohngebäude
  • Oberkaltenbach (Gemeinde Engelskirchen), 17 evangelische Einwohner, 1 katholischer Einwohner, 3 Wohngebäude, eine Eisenschmelzhütte

Damit hatte das Dorf insgesamt 261 Einwohner (227 Evangelische, 87% und 34 Katholische, 13%), davon Gemeinde Ründeroth 209 Einwohner (194 Evangelische, 93% und 15 Katholische, 7%) und Engelskirchen 52 Einwohner (33 Evangelische, 63% und 19 Katholische, 37%) in insgesamt 48 Wohngebäuden. Die evangelischen Einwohner gehörten zur Ründerother Kirchengemeinde, die katholischen Einwohner zur Kirchengemeinde Engelskirchen.

Die Teilung des Ortes wurde erst im Jahre 1956 beendet, als die links des Kaltenbaches gelegenen Ortsteile Oberkaltenbach und Dorn durch eine Flurbereinigung der Gemeinde Ründeroth zugeschlagen wurde. Diese wurde dann in der Kommunalreform von 1975 mit der Gemeinde Engelskirchen vereinigt.


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