Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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2020-09-06 - Jahreswanderung "Drabenderhöher Wasserwelten"

Trotz der Covid19 - Pandemie konnte unsere Jahreswanderung „coronakonform“ mit Abstand zu einander stattfinden. Nach dem Treff an der Artfarm war es nur ein Katzensprung zur Grünen Scheune, wo wir den alten Brunnen mit einer der Wahnbachquellen besuchen durften. Anschließend ging es Richtung Wasserbehälter oberhalb von Obermiebach, wo wir eine kurze Rast einlegten. Danach wanderten wir durch das Sungsiefen- und Loopetal zum Pumpenhaus des Wasserversorgungsvereins „Loopeperle“. Die Kollegen der Loopeperle erklärten uns dann über die Arbeit des Vereins auf und zeigten uns das Pumpenhaus. Aufgrund der Pandemie konnten wir diesmal leider kein anschließendes gemeinsames Grillen anbieten und marschierten dann wieder über Verr nach Drabenderhöhe zurück. Den Vortrag von Achim Höhler zur Wanderung finden Sie hier:

Das Bergische Land als auch das Sauerland gehören zu den regenreichsten Gebieten in Deutschland. Drabenderhöhe liegt im Luv, also der dem Wind zugekehrten Seite der nasskalten Winde und der Regenfronten, die die thermischen und dynamischen Hoch- und Tiefdruckgebiete begleiten. Der jährliche Niederschlag liegt im Schnitt zwischen 1300 und 1400 mm, in den Höhenlagen des Heckbergmassivs und des Immerkopfes steigt die Regenmenge sogar auf bis zu 1500 mm. Als die ersten Siedler das Homburger Land im Frühmittelalter erreichten, waren unsere Berge noch von einem Urwald überzogen. Neben den Tallagen waren teilweise auch die Höhenzüge feucht und von Hangmooren, wie wir es vom Immerkopf her kennen durchsetzt.

Die topografische Lage des Kirchdorfes in rund 320,6 m Meereshöhe weist sich auf einer Anhöhe aus, in dessen Wasserscheidenbereich zahlreiche Quellbäche, die sogenannten Siefen, strahlenförmig ihren Ursprung nehmen. Dabei bilden sich 5 Talsysteme heraus: Richtung Norden das Kaltenbachtal, Richtung Nordwesten das Loopebachtal, Richtung Südwesten das Wahnbachtal, Richtung Südosten das Becher Suthbachtal mit dem Staffelbachtal und Richtung Nordosten das Ülpebachtal.

Durch diese landschaftlichen Begebenheiten müssen die Siedler auf den Namen Drabenderhöhe gekommen sein. In der ersten urkundlichen Erwähnung unseres Dorfes im Jahre 1353 hieß es „Dravender Hoy“, sprich Dravender Hö, in einer weiteren Urkunde aus dem Jahre 1391 „Dravender Hoe“ und 1464 „Traeffende Hoe“, lies Travende Hoe„. Hier stellt sich die Frage der Namensbedeutung. Plausibel erscheint die Ableitung aus dem germanischen „draupjan“, was für „triefen“, „tropfen“ steht. Zur Zeit der Besiedlung hat sich das Wort dann zu althochdeutsch „troufen“ und später mittelhochdeutsch „tropfe“, auch „droffe“ verschoben. Da sich regional sprachliche Unterschiede in Form von Dialekten entwickelten, hat sich das „droffe offentsichtlich in „drave“ weiterentwickelt. Aus dem gemanischen Wort „draupjan“ lässt sich auch das Wort „Traufe“ ableiten. Dies ist ein flüssiger Niederschlag, der sich aus einem Nebel absetzt. Auch das passt zu den Begebenheiten in Drabenderhöhe.

Übersetzt könnte man von der feuchten, nassen Höhe sprechen. Die Neusiedler und deren Nachkommen mussten sich sicher keine großen Sorgen machen, woher das Trinkwasser kam.

Bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte die Wasserversorgung Drabenderhöhes aus eigenen Hausbrunnen, die zum Teil bis zu 10 Metern tief ins Felsgestein hinunter führten oder aus Brunnen, an denen mehrere Haushalte Entnahmerechte hatten. Es existieren zwei dieser Brunnen, der eine befand sich im Ortsteil Scheidt am „Brunnenweg“ hinter dem alten Gebäude der Warengenossenschaft, jetzt Firma Trömpert. Die Fläche wurde mittlerweile überbaut. Der andere Brunnen liegt an einem ehemaligen Hohlweg in der Grünanlage zwischen Altenheim und der Grundschule und wurde bereits 1575 auf der Mercatorkarte als „hoenerborn“ erwähnt. Dieser Brunnen gilt als die Quelle des Landwehrsiefens, der im Unterlauf zum Becher Suthbach wird und die Grenze zwischen den Gemeinden Nümbrecht und Much darstellt. Hier wird er auch Hausiefen genannt. Dieser Brunnen lag auch direkt an der Landesgrenze zwischen der Herrschaft Homburg und dem Herzogtum Berg. Bei der Festlegung der Grenzen wird er 1604 urkundlich als „Honnerborn“ genannt. Die Brunnen wurden mundartlich häufig als Bornen bezeichnet. Man kann diesen also als Hühnerbrunnen übersetzen. In der Mercatorkarte wird dazu die niederdeutsche bzw. rheinische Bezeichnung „Höner“ verwendet. Im homburgischen heisst es dagegen „Hohnder“. Eigentlich müsste man also von „Hohnderborn“ sprechen. Diese Bezeichnung findet sich in etwa auch in den preußischen Urkatasterkarten. Dort heißt es „Hundersbrunnen“. In der Nähe lag ein Weiher, „Im Hunders Weier“ genannt. Weitere Flurbezeichnungen in der Umgebung heissen „Im Entenstall“, „Im Bornengarten“, „An der Landwehr beim Bronnen“ und „In der Bornenwiese“. Weitere Weiher befanden sich nach den Katasterkarten aus den Jahren 1828 und 1832 an der Herrenhofer Straße im Bereich des Reifenhandels, an der Scheidter Straße gegenüber dem Haus Claas, an der Ecke Herrenhofer Straße/Alte Kölner Straße im Bereich des Haus Howad, sowie an der Straße „Im Biesengarten“ hinterm Pfarrhaus. Diese Weiher wurden in der Regel als Brandweiher genutzt. Dies war sinnvoll, da die Häuser aus Fachwerk und Lehm bestanden und die Dächer mit Stroh gedeckt waren. Damit waren die Gebäude leicht entzündbar, wie zwei verheerende Dorfbrände 1696 und 1847 zeigten. Später wurden die Brandweier zugeschüttet. So läßt Pastor Spandau (1889 bis 1913) den alten Brandweiher am Pfarrhaus zuschütten und in einen Bleichplatz umwandeln. Er schreibt, dass die Einwohner hier überzählige alte Eimer, sowie Hunde und Katzen versenken.

Auf der schon erwähnten Mercatorkarte findet sich im Bereich der Kirche an der Grenze einer weiterer, vermutlich öffentlicher Brunnen, Püts genannt. Pütz ist die im rheinischen verbreitete Bezeichnung für einen Ziehbrunnen. In den Brüchten zu Wiehl, diese beschreiben Angelegenheiten des Rechts, findet der Brunnen nochmals eine Erwähnung 1625, als sich Gretchen, Jakob Zolners Tochter der Pfändung widersetzt hatte und zur Strafe zum Pütz, wohl einem öffentlichen Ort gehen und dort 1 Thaler zur Strafe zahlen soll. Hier muss es sich wohl um den sehr tiefen, in Bruchstein gemauerten Brunnen neben dem von Pfarrer Schöler 1790 erbauten Pfarrhaus handeln. Dieser wurde leider durch eine Garage überbaut, existiert aber noch, da der im Keller des Pfarrhauses gelegene Brunnen von dem alten gespeist wird.

Mit der Gründung des Wasserversorgungsverein Loopeperle verloren die Brunnen nach und nach ihre Funktion. Der letzte Brunnenverwalter des Hönerborns war August Kauert. Er wohnte in unmittelbarer Nähe zum Höhnerborn in einem kleinen Haus, welches bis 1932 noch zum Ortsteil Scheidt, Gemeinde Much gehörte.

Nicht unerwähnt soll das 1932 vom „Gemeinnützige Vekehrs- und Verschönerungsverein Drabenderhöhe und Umgebung“, dem Vorläuferverein des Heimatvereins, gebaute Freibad bei Verr bleiben. Im Jahre 1933 wurde es eingeweiht. Das Bad erhielt das Wasser aus dem natürlichen Zufluss des Loopebachs und bekam noch 1953 die Genehmigung der Loopeperle an den Anschluss an das Wassernetz. Allerdings wurden im selben Jahr die Bestimmungen so streng und die Schäden am Becken so groß, dass der Betrieb später aufgegeben wurde.

Die Siefen

Siefen ist eine vor allem im Bergischen Land verbreite Bezeichnung für Bachläufe, die sich durch enge, oft schluchtenartige Täler ziehen. „Siefen“ um Drabenderhöhe gibt es viele, wie Pfaffenscheider Siefen, Hersiefen (Wahn), Breidensiefen, Mondsiefen, Käppelsiefen, Landwehrsiefen (Bech), Winkelsiefen, Horperichsiefen, Dahler Siefen, (Ülpe) Brächshähnensiefen (Hipperichsiefen/Kaltenbach). Einzig Loopebach und Staffelbach, hier auch Dieperbech genannt, haben in ihrem Oberlauf keine Bezeichnung als Siefen.

Wir wandern nun durch das Sungsiefental mit einem typischen Landschaftsbild eines Siefens. Der Sungsiefen entspringt zwischen den alten Fluren „Im Landerscheid und „Vor im Schererhau“. Die Flur selbst heißt „Im Schererhau am Siefen“. Sein Wasser bezieht der Siefen wohl auch aus einem oberhalb gelegenen Feuchtgebiet, die Fluren „Ober der Brücke im Landerscheid“ und „In der Brücke“ weisen darauf hin. Dabei ist „Brücke“ wohl als „Bruch“ zu lesen. Das Wort „Sung“ kommt aus der Mundart. Ursprung ist hier das Althochdeutsche „zunten“ (brennen/glühen) bzw. „zuntida“ (Zündung/Brand). Im Mittelhochdeutschen hat es sich dann zu „zunden“ verschoben. Im Rheinischen Dialekt entwickeln sich dann die Zahnlaute „D“ und „T“ in die Gaumenlaute „G“ und „K“. Aus zunden wurde zungen bzw. weicher „sungen“. Damit weist der Name des Gebietes auf ein Brandrodungsgebiet hin. Das Wort „Zunder“ kennen wir noch heute und steht für leicht brennbares pflanzliches Material, das zur Aufnahme von Funken zum Entzünden von Feuer dient. Der Berg oberhalb des Siefens westlich von Büddelhagen mit den Fluren „an der Straße“, „am Vogelherd“ und „an der Hütte“ heißt noch heute „Auf dem Brand“. Offensichtlich hat es hier auch Eisenbergbau gegeben. Eine Grube erkennt man am Weg nach Büddelhagen. Ein weiterer Schmelzofen muss an der Mündung des Sungsiefen in die Loope gegeben haben. Dieses Gebiet nennt sich „Auf der Verrer Hütten“.

Die Loopeperle

Den Vortrag zur Geschichte der Loopeperle gibt es hier:

zur Geschichte des Wasserversorgungsvereins


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