Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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Obermiebach

Obermiebach wurde urkundlich das erste Mal im Jahre 1559 in der Liste der „Perd- und Schüppendienste im Amt Windeck“ als „Offer Medebach“ erwähnt. Als Steuerpflichtige werden Thys Johengen und Hynrich genannt. Obermiebach hatte damals 2 Haushaltungen. 1653 wird der Ort in den Mucher Kirchenbüchern als „Over Meybach“, 1664 als „in der Meybach“ bezeichnet.

Der kleine Weiler wurde vermutlich in der Ausbauphase in der Zeit von 900 bis 1100 als Rodungshof gegründet, als die sonnenwarmen und nebelfreien Hoflagen schon sehr rar geworden waren.

Der Ortsname kommt von dem Siefen Miebach, der am Ortsrand vorbeiläuft. In der Obermiebacher Flur wird dieser allerdings als Locher Siefen bezeichnet und erst ab dem mittleren Bachlauf in der ehemaligen Pfaffenscheider Flur wird dieser zum Miebach.

In dem Wort Miebach steckt das althochdeutsche „meit“, was klein oder verkrüppelt bedeutet. Der Ortsname leitet sich daher von dem „kleinen“ Bach ab. Ursprünglich hat es wohl nur einen Ort Miebach gegeben. Durch die Gründung eines zweiten Ortes kam die Unterscheidung in Ober- und Niedermiebach auf. Welcher der beiden Siedlungen, der Ursprungsort ist, lässt sich nicht genau ermitteln. Im Jahre 1559 gab es schon beide Ansiedelungen. Allerdings kann man davon ausgehen, dass wohl Obermiebach dieser Ursprungsort ist, da es in einer geschützen Quellmulde liegt und der Bach auch direkt am Weiler vorbeiläuft. Das alte Niedermiebach liegt etwas abseits des Wasserlaufes. Die ehemalige Mühle, die dort direkt am Unterlauf des Miebach stand, ist erst wesentlich später im der zweiten Hälfte des 19. Jhd. erbaut worden. Obermiebach führte auch die Bezeichnung „in der Meybach“, ohne den Zusatz „Ober“. Niedermiebach ist in den Kirchenbüchern immer als „in der Nieder Meybach“ erwähnt worden. Die gesprochene Mundart ist das homburger Platt, wie es auch in Drabenderhöhe gesprochen wird. Man sagt auch schon mal neben O'evermi'ebich, „in de Mi'ebich“.

Die ersten in den Mucher Kirchenbüchern fassbaren Einwohner Obermiebachs war die Familie des Christian und der Adelheid Frings. Christian Frings wird bereits 1653 erwähnt und verstarb 1666. Die Familie war katholisch und gehörte der Mucher Kirchengemeinde an. Christian Frings muss recht begütert gewesen sein, da er sich mit einer Einmalzahlung im Jahre 1661 von der Zehntpflicht an den Adeligen und Lehnsmann des Mucher Zehnten, Ermund von Wylich zu Combach, befreien konnte. Seither galt Obermiebach als Freihof.

Sein Sohn Rörich Frings heiratete 1671 Gertrud, die Tochter von Moritz Scherer, Schichtmeister des Eisenbergwerkes in Oberkaltenbach und der Maria Margaretha von Markelsbach, einer Erbin des adeligen Hofes zu Gerlinghausen. Die Eltern von Gertrud heirateten 1647 in Engelskirchen.

Die älteste Tochter von Rörich und Gertrud heiratete 1691 den aus Engelskirchen stammenden Moritz Willmund, der als Schöffe und Notar in Much bekannt war.

Fachwerkhaus von 1763

1663 taucht das erste Mal die Familie Kauert in Obermiebach auf. Ein Peter Kauert ist Taufpate von Albert Kauert aus Verr. Vermutlich ist Peter Kauert ein Bruder des Landvermessers und Geschworenen Dietrich Kauert, der mit seinem Vater und Bergvogt Christian Kauert Begründer der weit verzweigten Kauert-Familie ist und die Geschicke des oberbergischen Bergbaus mitbeeinflussten.

In der bergischen Huldigungliste von 1731 sind die drei Haushaltsvorstände, des Schöffen Moritz Willmund, Gerhard Frings und Johannes Kauert genannt.

Evangelische Familien sind seit dem 17. Jhd in Obermiebach nachweisbar. Der bereits erwähnte Peter Kauert entstammte der evangelischen Kauertfamilie aus Büddelhagen. Ein Heinrich Niederhof aus Obermiebach wurde 1729 in Drabenderhöhe begraben. Er scheint wohl aus Niederhof bei Drabenderhöhe zugezogen zu sein. Schliesslich lebt 1724 ein Johannes Kauert in Obermiebach. Er ist ein Sohn des Bergwerksdirektor Peter Kauert, der die Grube „die fünfzehn Löwenpfähle“ in Oberkaltenbach begründete. Die Nachfahren der Familie Kauert leben auch heute noch in Obermiebach.

Ehemaliges Obersteigerhaus, früher Familie Lutter

Ab 1744 lebt in Obermiebach Peter Faulenbach. Er war Reidemeister in Oberkaltenbach und Schwiegersohn des Bergwerkbesitzers Peter Kauert. Als Reidemeister bezeichnete man im allgemeinen in vorindustrieller Zeit Produzenten des Metallgewerbes. Die Reidemeister verfügten über eigene Produktionsstätten, die sie entweder alleine besassen oder als Pächter oder Teilpächter bewirtschafteten. Seine Söhne Carl Friedrich und Johannes Friedrich waren ebenfalls Reidemeister. Ein weitere Sohn war Lizenziat, also Akademiker. Das Haus der Familien Faulenbach existiert heute noch und hat ein großzügiges Eingangsportal mit einem Rundbogen, in der die Jahreszahl 1763 eingraviert ist, sowie einer historischen zweigeteilten bergischen Holztüre. Um 1800 verschwindet die evangelische Familie aus Obermiebach und zieht nach Drabenderhöhe.

Anfang des 19. Jhd. ist weiterhin die Familie Kauert, sowie der nach Much berufene Landmesser Christoph Witscher nachweisbar. Er stammte aus der Gastwirtfamilie des Peter Christoph Witscher, die seit 1783 in Anfang lebten. Ab 1827 ist der evangelische Christian Printz im Ort nachweisbar. 1828 waren die Hofbesitzer in Obermiebach Johann Christian Kauert, Witwe Johannes Christian Kauert, Christoph Witscher, Johannes Marsch, die Erben von Peter Frings, Johannes und Peter Prinz.

Im Jahre 1687 kam es zu einem Konfessionskonflikt zwischen der Herrschaft Homburg und dem katholischen Kirchspiel Much. Der dort amtierende Pastor Rose berichtete, dass Katholiken, die in der Ausübung in ihrer Religion behindert worden waren, vielfach nach Much übersiedelten. Um den Zurückgebliebenen in Homburg, die Möglichkeit zu verschaffen, den Anforderungen ihres Glaubens nachzukommen, setzte der Pfarrer Rose beim Herzog Johann Wilhelm von Berg durch, daß die Protestanten im Kirchspiel Much bei einem protestantischen Pfarrer in der Grafschaft Homburg keine Taufen, Kopulationen und Beerdigungen nachsuchen durften, solange es den homburgischen Katholiken verwehrt sei, bei einem katholischen Geistlichen dasselbe einzufordern. Von Windeck aus waren am 24. April 1687 entspechende Weisungen an den Schultheiß Saur in Much gegangen. Bei Zuwiederhandlung drohten den Evangelischen eine Strafe von 40 Florin. Die Einwohner von Scheidt und Obermiebach protestierten und wandten sich daraufhin an die homburgische Synode, die am 27. Juli 1687 antwortete, dass die homburgischen Prediger von einem solchen Verbot in der der Grafschaft Homburg nichts wüssten. Die Angelegenheit entwickelte sich dahin, dass der Pfarrer zu Much und die homburgischen Prediger bei Taufen und Begräbnissen auf ihre Gebühren bestanden. Das gab dann jedesmal Veranlassung zu gegenseitigen Anklagen. Zumindest war gegen 1700 erreicht worden, dass die Katholiken im Homburgischen mit Sterbesakramenten versehen werden konnten. Die Weisung hat später zur Folge gehabt, dass gemischte Ehen zwischen Protestanten und Katholiken vermieden wurden. Die evanglischen Bewohner von Scheidt und Obermiebach müssen sich zumindest der Weisung widersetzt und später erfolgreich durchgesetzt haben, da Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen aus dieser Zeit im Kirchenbuch zu Drabenderhöhe vermerkt sind. Vermutlich spielte aber auch eine Rolle, dass der reformierte Pastor zu Drabenderhöhe, Johannes Haas, seinen Wohnsitz in Pfaffenscheid hatte, das politisch zum Kirchspiel Much gehörte und sich damit gegen Pastor Rose und seinem möglichen Versuch, die Reformierten in der Gemeinde Much zu rekatholisieren, durchsetzte.

Grube Aurora um 1910

Kennzeichnet ist für die in Obermiebach lebenden Familien der Bergbau in der Umgebung. Nicht weit entfernt liegen die früheren Gruben „Silberkaule“ im Heck und „Aurora“ zwischen Oberdorf und Niedermiebach. Archäologische Untersuchen haben ergeben, dass die Silberkaule mit Blei-, Zink- und Eisenerzabbau bereits im Mittelalter im Betrieb war. Man wies dort eine Knappensiedlung nach. Die Schächte zerstörten die jetzt überflüssige Landwehr, die zum Schutz der Silberkaule errichtet worden war. Der Abbau erfolgte hauptsächlich durch Schächte. Der einzige Stollen, der zur Bewetterung und Entwässerung der Gruben diente, mündete im Bereich der ehemaligen Bergknappensiedlung Silberkaule. Das Erz wurde in der Verrer Hütte am oberen Loopebach verhüttet. Keramikfunde datieren diesen Floßofen in das 16. Jahrhundert. Im 17. Jhd. wurde der Grubenbetrieb ein erstes mal aufgegeben. Im Jahre 1868 wurde die „Silberkaule“ wieder in Betrieb genommen. Ein etwa 200 Meter in den Erdboden reichendes Bergwerk entstand - mit drei Schächten, Förderstollen und Erzaufbereitung. Ein halbes Jahrhundert war die Grube ein wichtiger Arbeitgeber. Es entstand eine kleine Grubensiedlung, in der ganze Familien lebten. Doch da gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Boden keine Schätze mehr zu bergen schien, wurde der sie erneut stillgelegt. Als der Grubenbetrieb eingestellt wurde, versetzte man das in der Silberkaule stehende Obersteigerhaus im Jahre 1896 nach Obermiebach. Die Grube Aurora wurde als „Bley- und Silberbergwerck die schmale Kaule“ 1745 von Conrad Pütter, einem Gießereibesitzer aus Unterkaltenbach, in Betrieb genommen. Der Essener Berg-werksdirektor W. Niesen, Repräsentant der ‚Gewerkschaft Aurora’, betrieb um 1850 die Grube, die er durch einen Stollen und Förderschacht aufgeschlossen hatte. Obwohl er im Laufe der Betriebsjahre einen weiteren Stollen anlegte und einen zusätzlichen Förderschacht abteufte, ging Niesen mit seinem Betrieb im Jahre 1877 in Konkurs. Nach kurzer Betriebsruhe wurde der Bergbau auf ‚Aurora’ im Jahre 1880 durch die englische Gesellschaft ‚West Prussian Mining Company’ wieder aufgenommen. Bis zur Schließung im Jahre 1889 waren auf Grube ‚Aurora’ ca. 100 Bergleute beschäftigt. Nach einer erneuten Betriebsruhe setzte der Bergbau bei Wellerscheid um 1898/99 wieder ein. Unter Direktor W. Thilmany erlebte man, dank ‚Aurora’, einen wahren Bergbauboom. Umfangreiche Ar-beiten unter und über Tage ließen die Grube zu einem bühenden Unternehmen, und somit zum größten Arbeitgeber und Steuerzahler der Ge-meinde werden. Auf der Anlage arbeiteten in Spitzenzeiten mehr als 200 Bergleute. Im Jahre 1913 musste die Grube ihren Betrieb einstellen.

Ehemaliges Obersteigerhaus aus der Silberkaule

Der Weiler blieb bedingt durch die topographischen Begebenheiten immer sehr klein mit wenigen Einwohnern und Häusern. Bis Anfang des 19. Jhd war der Ort gemischtkonfessionell evangelisch-reformiert und römisch-katholisch. Die Katholiken gehörten zur Mucher und die Evangelischen zur Drabenderhöher Kirchengemeinde. Die Katholiken wanderten ab und es verblieb ein rein evangelischer Ort. Das zeigen Bevölkerungszahlen: 1809 lebten im Ort 30 Personen, davon 6 reformierte. 1817 25 Personen, 1828 28 Personen, 1843 34 Personen in 5 Häusern, alle evangelisch, 1861 40 Personen, alle evangelisch, 1868 35 Personen, 1885 27 Personen in 6 Haushaltungen. Im Jahre 1900 waren es 24 Personen in 7 Haushaltungen (Haushaltsvorstände: Eduard Kauert, Christian Lutter, Johann Peter Prinz, Peter Prinz, Wilhelmine Prinz, Albrecht Witscher, Wilhelm Witscher) und 1905 24 Personen in 5 Haushaltungen. Im Jahre 2009 lebten in Obermiebach noch 12 Personen in 3 Haushaltungen. Politisch gehörte Obermiebach in einer Randlage zum Herzogtum Berg, Amt Windeck und Miebach wurde auch der Name der Honschaft, in der der Weiler lag. Als Honschaft bezeichnet man Zehntbezirke der Kirchen, in der man Ortschaften zu steuerlichen Zwecken zusammenfasste. Nach der Auflösung der alten territorialen Gebiete, ordneten die Franzosen 1808 Obermiebach zur Mairie und später preussischen Bürgermeisterei und ausschliesslich katholischen Gemeinde Much. Doch die evangelischen Einwohner fühlten sich stets mit der evangelischen Nachbargemeinde Drabenderhöhe verbunden. Daher stellten die Bewohner von Obermiebach, sowie der Nachbarorte Scheidt und Pfaffenscheid und der Miebacher Mühle am 05. Dezember 1924 einen Antrag auf Ausgemeindung aus Much und die Eingemeindung nach Drabenderhöhe.

Den Antrag unterstützten und unterzeichneten die Obermiebacher Haushaltsvorstände Christian Lutter, Albrecht Witscher, August Kauert, Peter Krämer und Albrecht Lutter.

Obermiebach um 1917

1932 gelang es nach 8 Jahren mit vielen Streitigkeiten zwischen den Gemeinden Drabenderhöhe auf der einen Seite und den Gemeinden Much und Engelskirchen auf der anderen Seite, die Ortsteile Scheidt, Pfaffenscheid mit Drabenderhöhe politisch zu einem Ort zu vereinigen. Obermiebach blieb von dieser Lösung unberücksichtigt und für die Einwohner bedeutete dies eine sehr unbefriedigende Situation. Im Jahre 1933 bemühte sich Dr. Hermann Lutter, Bürgermeister der Gemeinde Drabenderhöhe, nochmals um die Angelegenheit und versuchte mit Argumenten auch Ausgemeindung Obermiebachs und der Mühle zu erreichen. Dies blieb aber erfolglos, da die neue nationalsozialistische Regierung kein Interesse an weiteren Grenzveränderungen hatte und sich auch die Gemeinde Much, wie schon in den vergangenen Jahren, vehement dagegen stellte, weitere Gebiete und Einwohner an Drabenderhöhe abzugeben. Dieser Zustand ist bist heute so erhalten geblieben.

Obermiebach hatte bis in die 1970er Jahre drei landwirtschaftliche Vollbetriebe, bis vor ein paaren Jahren noch einen. Heute wird keine Landwirtschaft im Ort mehr betrieben.

Das Heiligenhäuschen an der Wegkreuzung nach Niedermiebach

Laut mündlicher Überlieferung wurde es im 16. Jahrhundert, also zur Zeit der Reformation, erbaut und dem heiligen Donatus geweiht. Im Volksglauben ist der heilige Donatus der Schutzpatron bei Gewitter. Drabenderhöhe soll noch katholisch gewesen sein, als von hier die regelmäßig stattfindenden Bittprozessionen die Gläubigen nach Niedermiebach führte. Bei einer dieser Prozessionen erklärte der Pfarrer, dass er zum protestantischen Glauben übertrete. Dies geschah an der Stelle, an der das Heiligenhäuschen im Gedenken daran als Mahnung erbaut wurde. Bei dem Pfarrer muss es sich um den damals in Drabenderhöhe amtierenden Vikar Jakob Neuleben gehandelt haben. Später wurde dieses Wahrzeichen durch den Bergbau der benachbarten Grube Aurora bedroht. Von dem nahe gelegenen Bleibergwerk wurden Stollen in alle Richtungen getrieben, die dann durch Verschiebung der Oberflächen das Heiligenhäuschen teilweise zerstörten. 1908 wurde es dann Wiederinstand gesetzt. Es wurde in Backstein aufgemauert, erhielt eine tiefe Rundbogennische und ein Giebeldach. 1980 war dieses Kleinod wieder in sehr schlechtem Zustand. Nochmals folgte die Renovierung des Heiligenhäuschens durch die Niedermiebacher Einwohnerschaft.


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