Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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 1710 begann er in Oberkaltenbach mit der Suche nach Eisenerzvorkommen auf einem Gelände, dass 50 Jahre zuvor aufgegeben wurde, aber zunächst ohne nennenswerten Erfolg. Erst im sehr trockenen Jahre 1719 entdeckte er mit Totaleinsatz seiner Geldmittel und der Arbeitskraft seiner Söhne große Eisensteinlager. Der Überlieferung nach soll er sein letztes Rind verkauft haben, um noch austehende Schichtlöhne an die Arbeiter zu zahlen. Er erhielt die Belehnung durch den bergischen Bergvogt Burckhardt. Doch im Folgejahr stand die Grube wieder unter Wasser. 1721 errichtete er ein Pumpwerk, welches durch ein sehr hohes Wasserrad betätigt wurde. Der Flurname "Am Kauertsrad" weist heute noch auf diese außergewöhnliche Pionierleistung hin. In einem Bericht von Friedrich August Eversmann aus dem Jahre 1804 hatte das Rad eine Höhe von 45 Fuß, was heute etwa 14 Metern entspricht. Nach der Belehnung am 2. März 1723 grenzte er das Grubengebiet mit fünfzehn Pfählen ab, in denen der bergische Wappenlöwe gebrannt war. Daher kam es zum amtlichen Namen "des Peter Kauert 15 Löwenpfähl". Doch er bekam bald Konkurrenz. Im Jahre 1724 erhielten der bergische Schultheiß des Amtes Steinbach Jakob Dietrich Litz, der mit Helena Wülfing, einer Tochter von Peter Jakob Wülfing aus Unterkaltenbach verheiratet war, zusammen mit Konrad Clermont aus Burscheid, dem Gießereibesitzer und Betreiber der Grube "Schmale Kaule" bei Wellerscheid Konrad Pütter aus Leuscherath und weiteren Mitgewerken die Belehnung der Bergwerke "Das Anklebsel" und "Der Kieffhauer Distrikt". Dabei drangen sie 1728 mit ihrem Stollen in das Gebiet der 15 Löwenpfähl vor und beanspruchten den neunten Teil des von Kauert geförderten Eisensteins. Peter Kauert lehnte die Ansprüche ab, da er sein Bergwerk durch ein Kunstwerk und Pumpen entwässern ließ.  1710 begann er in Oberkaltenbach mit der Suche nach Eisenerzvorkommen auf einem Gelände, dass 50 Jahre zuvor aufgegeben wurde, aber zunächst ohne nennenswerten Erfolg. Erst im sehr trockenen Jahre 1719 entdeckte er mit Totaleinsatz seiner Geldmittel und der Arbeitskraft seiner Söhne große Eisensteinlager. Der Überlieferung nach soll er sein letztes Rind verkauft haben, um noch austehende Schichtlöhne an die Arbeiter zu zahlen. Er erhielt die Belehnung durch den bergischen Bergvogt Burckhardt. Doch im Folgejahr stand die Grube wieder unter Wasser. 1721 errichtete er ein Pumpwerk, welches durch ein sehr hohes Wasserrad betätigt wurde. Der Flurname "Am Kauertsrad" weist heute noch auf diese außergewöhnliche Pionierleistung hin. In einem Bericht von Friedrich August Eversmann aus dem Jahre 1804 hatte das Rad eine Höhe von 45 Fuß, was heute etwa 14 Metern entspricht. Nach der Belehnung am 2. März 1723 grenzte er das Grubengebiet mit fünfzehn Pfählen ab, in denen der bergische Wappenlöwe gebrannt war. Daher kam es zum amtlichen Namen "des Peter Kauert 15 Löwenpfähl". Doch er bekam bald Konkurrenz. Im Jahre 1724 erhielten der bergische Schultheiß des Amtes Steinbach Jakob Dietrich Litz, der mit Helena Wülfing, einer Tochter von Peter Jakob Wülfing aus Unterkaltenbach verheiratet war, zusammen mit Konrad Clermont aus Burscheid, dem Gießereibesitzer und Betreiber der Grube "Schmale Kaule" bei Wellerscheid Konrad Pütter aus Leuscherath und weiteren Mitgewerken die Belehnung der Bergwerke "Das Anklebsel" und "Der Kieffhauer Distrikt". Dabei drangen sie 1728 mit ihrem Stollen in das Gebiet der 15 Löwenpfähl vor und beanspruchten den neunten Teil des von Kauert geförderten Eisensteins. Peter Kauert lehnte die Ansprüche ab, da er sein Bergwerk durch ein Kunstwerk und Pumpen entwässern ließ. 
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 Es entwickelte sich ein Konflikt, der im September 1739 gewaltätig wurde. Peter Kauert zog mit einer Schaar meist fremder Arbeiter, die sich mit Schießgewehren, Hacken und anderen Instrumenten bewaffnet hatten zum Litzschen Stollenwerk und bemächtigten sich allen Eisensteins, der dort gewonnen wurde. Litz berichtete über eine gewaltsame Invasion von "Mord und Totschlag", der entstanden wäre, wenn man sich nicht zurückgehalten hätte. Solche Ereignisse kamen wohl mehrfach vor.  Es entwickelte sich ein Konflikt, der im September 1739 gewaltätig wurde. Peter Kauert zog mit einer Schaar meist fremder Arbeiter, die sich mit Schießgewehren, Hacken und anderen Instrumenten bewaffnet hatten zum Litzschen Stollenwerk und bemächtigten sich allen Eisensteins, der dort gewonnen wurde. Litz berichtete über eine gewaltsame Invasion von "Mord und Totschlag", der entstanden wäre, wenn man sich nicht zurückgehalten hätte. Solche Ereignisse kamen wohl mehrfach vor. 
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 Peter Kauert errichte nach 1721 zunächst sein Wohnhaus direkt neben der Eisenschmelzhütten auf gimbornischen Boden. Seine Familie lebte spätestens seit 1733, als seine Tochter Elisabeth bei einem Taufeintrag erwähnt wurde in Kaltenbach. Nach der Karte von 1730 befand sich im Bereich der Grube 15 Löwenpfähl in der Nähe des Waschweihers ebenfalls ein Zechenhaus.  Peter Kauert errichte nach 1721 zunächst sein Wohnhaus direkt neben der Eisenschmelzhütten auf gimbornischen Boden. Seine Familie lebte spätestens seit 1733, als seine Tochter Elisabeth bei einem Taufeintrag erwähnt wurde in Kaltenbach. Nach der Karte von 1730 befand sich im Bereich der Grube 15 Löwenpfähl in der Nähe des Waschweihers ebenfalls ein Zechenhaus. 
  
-Nach seinem Tode bewohnte seine Enkelin Elisabeth Kauert und deren Ehemann Johannes Heinrich Forst das Gut in Oberkaltenbach. Es ist möglich, dass das Litzsche Zechenhaus mit dem Vergleich von 1786 auch in den Besitz der Familie Kauert gekommen ist. Vermutlich ließen die beiden dann das Gebäude so umbauen, wie es seine heutige Gestalt aufweist. Der Sohn und Reidemeister Ferdinand Forst lässt sich in Kaltenbach bis 1814 nachweisen. Als Sitz der Obersteigers wurde es erst wahrscheinlich nach dieser Zeit genutzt. Vielleicht ist es auch möglich, dass der eingesetzte Schichtmeister Johann Friedrich Doering dort lebte.  +Zechenhäuser, auch Huthäuser genannt, waren die Verwaltungsgebäude der Gruben. Hier befanden sich Materiallager, die Gezähekammer – hier wurden die Gezähe und das Geläucht der Bergleute aufbewahrt - , Werkstatt und Wohnung. Die Hutstube war das Verwaltungsbüro des Hutmannes, der hier die Zechenbücher aufbewarte. Dort wurden Lohnabrechnungen, Kosten und Erträge des Bergwerks vermerkt. Die Hutstube wurde häufig auch als Gebetstube vor und nach der Schicht. Auch wurde hier eine Anwesenheitskontrolle vorgenommen. Die Wohnung von Hutmann und Obersteiger befand sich in der Regel in den oberen Etagen des Zechenhauses.  
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 +Nach Peter Kauerts Tode bewohnte seine Enkelin Elisabeth Kauert und deren Ehemann Johannes Heinrich Forst das Gut in Oberkaltenbach. Es ist möglich, dass das Litzsche Zechenhaus mit dem Vergleich von 1786 auch in den Besitz der Familie Kauert gekommen ist. Vermutlich ließen die beiden dann das Gebäude so umbauen, wie es seine heutige Gestalt aufweist. Der Sohn und Reidemeister Ferdinand Forst lässt sich in Kaltenbach bis 1814 nachweisen. Als Sitz der Obersteigers wurde es erst wahrscheinlich nach dieser Zeit genutzt. Vielleicht ist es auch möglich, dass der eingesetzte Schichtmeister Johann Friedrich Doering dort lebte.  
  
 Unweit des Obersteigerhauses befindet sich ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit einem talseitig freiligendem bruchsteinvermauerten Keller. Es wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut. Der Giebel hat einen gekerbten Fußbalken. Der rückseitige Eingang ist über eine dem Kaltenbach überspannende Bruchsteinbrücke erreichbar. Früher hatte das Haus eine quergeteilte Haustür mit kartuschenförmig eingefaßten Türfüllungen, die leider beseitigt wurden. Das Haus war Sitz des Reidemeisters Heinrich Lambeck, zu dem sich der "Maire", der Bürgermeister der Gemeinde Ründeroth während des Speckrussenaufstandes 1813 in der Franzosenzeit flüchtete. Später wurde Lambeck selbst Bürgermeister und führte von hier aus von 1817 bis 1841 die Amtsgeschäfte der Gemeinde Ründeroth.  Unweit des Obersteigerhauses befindet sich ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit einem talseitig freiligendem bruchsteinvermauerten Keller. Es wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut. Der Giebel hat einen gekerbten Fußbalken. Der rückseitige Eingang ist über eine dem Kaltenbach überspannende Bruchsteinbrücke erreichbar. Früher hatte das Haus eine quergeteilte Haustür mit kartuschenförmig eingefaßten Türfüllungen, die leider beseitigt wurden. Das Haus war Sitz des Reidemeisters Heinrich Lambeck, zu dem sich der "Maire", der Bürgermeister der Gemeinde Ründeroth während des Speckrussenaufstandes 1813 in der Franzosenzeit flüchtete. Später wurde Lambeck selbst Bürgermeister und führte von hier aus von 1817 bis 1841 die Amtsgeschäfte der Gemeinde Ründeroth. 

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