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bilder:2019-09-01_-_jahteswanderung_auf_den_spuren_von_peter_kauert_ins_erzabbaugebiet_kaltenbach [2021/02/08 19:52] – Achim Höhler | bilder:2019-09-01_-_jahteswanderung_auf_den_spuren_von_peter_kauert_ins_erzabbaugebiet_kaltenbach [2021/02/09 18:11] – Achim Höhler | ||
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=====2019-09-01 - Jahreswanderung "Auf den Spuren von Peter Kauert ins Erzabbaugebiet Kaltenbach" | =====2019-09-01 - Jahreswanderung "Auf den Spuren von Peter Kauert ins Erzabbaugebiet Kaltenbach" | ||
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+ | Das Thema der diesjährigen Wanderung befasste sich mit der Bergbau unserer Region. Ziel war Oberkaltenbach. Dazu ging es am Munitionsdepot vorbei immer weiter abwärts bis zum Grillhäuschen der Schützenvereins in Kaltenbach. Den Weg zurück nahmen wir durch das romatische Hipperichsiefental mit seinen noch fünf vorhandenen Teichen. Den Nachmittag ausklingen lassen haben wir auf dem Dorffest in Dahl, welches der Verschönerungsverein Dahl e.V. ausgerichtet hat. | ||
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+ | Den Vortrag zum Thema von Achim Höhler finden Sie hier: | ||
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+ | Kaltenbach gehört zwar zur Kirchengemeinde Ründeroth, steht aber wegen der | ||
+ | Bergbautätigkeit des Peter Kauert in Verbindung mit Drabenderhöhe. Die Ansiedlung besteht aus mehreren Weilern. Durch den Ort verlief bis 1956 eine mehrere Jahrhunderte lang bestehende Grenze zwischen dem Herzogtum Berg, Amt Steinbach – später Gemeinde Engelskirchen und der Reichsherrschaft Gimborn-Neustadt – später Gemeinde Ründeroth. Dabei lagen auf gimbornischen Gebiet die Höfe Kaltenbach, Daxborn, | ||
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+ | Zu einem Bergbaupionier wurde Peter Kauert, der vor 1675 geboren wurde. Er war ein Sohn des Sebastian Kauert aus Büddelhagen. Sebastian Kauert ist als Bergvogt bekannt und stammte aus Verr. Dessen Vater Dietrich war als Landmesser tätig. Dies belegt ein Dokument aus dem Jahre 1660 als das Haus Braunswerth geteilt wurde. | ||
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+ | Die Tradition als Bergvogt begründete Peter Kauerts Urgroßvater Christian Kauert, der in einer Steuerliste aus dem Jahre 1616 genannt wurde. Nachdem Peter Kauerts Onkel Albert Kauert keine männlichen Nachfahren hatte, zog er mit seiner Frau Gertrud Schmidt, einer Tochter des Kaufmanns und Betreiber der Weiershagener Hütte Peter Schmidt aus Anfang, später Drabenderhöhe um 1693 nach Verr um. Sein Schwager Christian Schmidt war um 1730 der Erbauer der Bielsteiner Burg. | ||
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+ | 1710 begann er in Oberkaltenbach mit der Suche nach Eisenerzvorkommen auf einem | ||
+ | Gelände, dass 50 Jahre zuvor aufgegeben wurde, aber zunächst ohne nennenswerten | ||
+ | Erfolg. Erst im sehr trockenen Jahre 1719 entdeckte er mit Totaleinsatz seiner Geldmittel und der Arbeitskraft seiner Söhne große Eisensteinlager. Der Überlieferung nach soll er sein letztes Rind verkauft haben, um noch ausstehende Schichtlöhne an die Arbeiter zu zahlen. Er erhielt die Belehnung durch den bergischen Bergvogt Burckhardt. Doch im Folgejahr stand die Grube wieder unter Wasser. 1721 errichtete er ein Pumpwerk, welches durch ein sehr hohes Wasserrad betätigt wurde. Der Flurname „Am Kauertsrad“ weist heute noch auf diese außergewöhnliche Pionierleistung hin. In einem Bericht von Friedrich August Eversmann aus dem Jahre 1804 hatte das Rad eine Höhe von 45 Fuß, was heute | ||
+ | etwa 14 Metern entspricht. | ||
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+ | Nach der Belehnung am 2. März 1723 grenzte er das Grubengebiet mit fünfzehn Pfählen ab, in denen der bergische Wappenlöwe gebrannt war. Daher kam es zum amtlichen Namen „des Peter Kauert 15 Löwenpfähl“. Es wurde auch der „Kauertsberg“ genannt. Doch er bekam bald Konkurrenz. Im Jahre 1724 erhielten der bergische Schultheiß des Amtes Steinbach Jakob Dietrich Litz, der mit Helena Wülfing, einer Tochter von Peter Jakob Wülfing aus Unterkaltenbach verheiratet war, zusammen mit Konrad Clermont aus Burscheid, dem Gießereibesitzer und Betreiber der Grube „Schmale Kaule“ bei Wellerscheid Konrad Pütter aus Leuscherath und weiteren Mitgewerken die Belehnung der Bergwerke „Das Anklebsel“ und „Der Kieffhauer Distrikt“. | ||
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+ | Peter Wülfing gehörte ebenfalls der Drabenderhöher Kirchengemeinde an. Seine | ||
+ | Grabplatte und die seiner Ehefrau befinden sich am Kircheneingang in Drabenderhöhe. Peter Wülfing war Pächter der Unterkaltenbacher Hütte und Besitzer des Gutes und der Mühle zu Leuscherath. | ||
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+ | Nach 1727 pachtete sein Schwiegersohn Conrad Pütter die Hütte, wo unter anderem auch das Eisenerz aus Oberkaltenbach verarbeitet wurde. Litz und Clermont drangen 1728 mit ihrem Stollen in das Gebiet der 15 Löwenpfähl vor und beanspruchten den neunten Teil des von Kauert geförderten Eisensteins. Peter Kauert lehnte die Ansprüche ab, da er sein Bergwerk durch ein Kunstwerk und Pumpen entwässern ließ. Es entwickelte sich ein Konflikt, der im September 1739 gewaltätig wurde. Peter Kauert zog mit einer Schaar meist fremder Arbeiter, die sich mit Schießgewehren, | ||
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+ | Dadurch kam es zu langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzungen, | ||
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+ | Die Reidemeister stammten meist aus der eigenen Familie oder waren angeheiratet, | ||
+ | aus Drabenderhöhe, | ||
+ | Obermiebach. Darüberhinaus gab es familiäre Verbindungen zu homburgischen | ||
+ | Pastorenfamilien (Hengstenberg, | ||
+ | Beamtenschaft (Kannegießer, | ||
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+ | Peter Kauert hatte allerdings auch Auseinandersetzungen mit den Abnehmern seiner sehr eisenhaltigen und vielfach begehrten Erze. Damit kam es vor allem zu einem Preiskonflikt mit dem Grafen von Nesselrode zu Ehreshoven, dem Besitzer der Looper Schmelzhüte und den Engelskirchener Reidemeistern. Erst 1758 konnten die Kauertschen Erben auf Anordnung eines Urteils der bergischen „Geheimen Kammer“ des Kurfürsten zu Düsseldorf über die Preise frei entscheiden. Peter Kauert starb 1750 in Oberkaltenbach. Er soll trotz der hohen Prozesskosten noch eine stattliche Summe von 80.000 Reichsthalern vererbt haben. Laut einer churpfälzischen Publikation aus dem Jahre 1792 arbeiteten zwischen | ||
+ | 1742 und 1792 in Grube 15 Löwenpfähl im Schnitt 70 Arbeiter und im Erbstollen zu | ||
+ | Oberkaltenbach 80 Bergleute. Dabei wurden pro Jahr im Schnitt 443 Hauf zu 10633 | ||
+ | Reichsthalter bei 3100 Reichsthaler Unterhaltungskosten bzw. 252 Hauf zu 5040 | ||
+ | Reichsthalter bei 4000 Reichsthaler Unterhaltungskosten erwirtschaftet. Nach einer preußischen Statistik aus dem Jahre 1817 arbeiteten 77 Bergleute im Bergwerk. | ||
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+ | Nach Peter Kauerts Tod setzte seine Familie den aus Eisleben stammenden Schichtmeister Johannes Friedrich Doering als Berg- und Hüttenverwalter ein. Doering wurde bereits 1742 als Schichtmeister über das Litzsche Werk vom Churfürsten beauftragt. Der Grubenbetrieb der 15 Löwenpfähl wurde 1863 eingestellt und im selben Jahr wurde die Eisenschmelzhütte auf Abbruch verkauft. Die benachbarte Grube Litz hielt sich noch zehn weitere Jahre. Im Jahre 1871 verkaufte die Familie Kauert beide Bergwerke an die Firma Friedrich Krupp in Essen. In Kaltenbach gab es noch weitere Gruben, wie die westlich der 15 Löwenpfähle gelegenen Gruben „Andreas“, | ||
+ | Dieses Gebiet gehörte früher zu den Litzschen Einsenbergwerken „Das Anklebsel“ und „Kiefhau“. | ||
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+ | Auf Ründerother Seite fanden sich noch die Bergwerke Grimmenthal bei Daxborn und die Böhmerzeche am südöstlichen Ortsrand von Kaltenbach. Die Böhmerzeche erwarb die Firma Krupp im Jahre 1890. Alle anderen Gruben wurden bereits 1865 unter dem Namen Leipzig III. von einem Konsortium unter Führung des Leipziger Bankvereins gekauft und zusammengelegt. Der Eisenerzbergbau wurde dann 1912 wegen Unrentabilität endgültig eingestellt. | ||
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+ | In einem Artikel im Aggerblatt aus dem Jahr 1836 wird Peter Kauert als ein höchst einfacher Mensch mit schlichtem Äußeren beschrieben. Er wurde von seinen Mitmenschen häufig als der " | ||
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+ | Ein Zeugnis aus der Bergbautätigkeit ist das noch heute stehende so genannte | ||
+ | Obersteigerhaus aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dabei handelt es sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit einem Mansarddach. Es soll sich dabei wohl um einen Umbau eines älteren Hauses handeln. Vermutlich ist es identisch mit dem " | ||
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+ | Peter Kauert errichte nach 1721 zunächst sein Wohnhaus direkt neben der | ||
+ | Eisenschmelzhütten auf gimbornischen Boden. Seine Familie lebte spätestens seit 1733, als seine Tochter Elisabeth bei einem Taufeintrag erwähnt wurde in Kaltenbach. Nach der Karte von 1730 befand sich im Bereich der Grube 15 Löwenpfähl in der Nähe des Waschweihers ebenfalls ein Zechenhaus. | ||
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+ | Zechenhäuser, | ||
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+ | Peter Kauert starb im Jahre 1750 in Oberkaltenbach und wurde, da er dem reformierten Bekenntnis angehörte am 25. März in Drabenderhöhe beerdigt. Damit hatte er für damalige Verhältnisse schon ein betagtes Alter von mehr als 75 Jahren erreicht. | ||
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+ | Nach seinem Tode bewohnte seine Enkelin Elisabeth Kauert und deren Ehemann Johannes Heinrich Forst das Gut in Oberkaltenbach. Es ist möglich, dass das Litzsche Zechenhaus mit dem Vergleich von 1786 auch in den Besitz der Familie Kauert gekommen ist. Vermutlich ließen die beiden dann das Gebäude so umbauen, wie es seine heutige Gestalt aufweist. Der Sohn und Reidemeister Ferdinand Forst lässt sich in Kaltenbach bis 1814 nachweisen. Als Sitz der Obersteigers wurde es erst wahrscheinlich nach dieser Zeit genutzt. Vielleicht ist es auch möglich, dass der eingesetzte Schichtmeister Johann Friedrich Doering dort lebte. | ||
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+ | Unweit des Obersteigerhauses befindet sich ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit | ||
+ | einem talseitig freiliegendem in Bruchstein vermauerten Keller. Es wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut. Der Giebel hat einen gekerbten Fußbalken. Der rückseitige Eingang ist über eine dem Kaltenbach überspannende Bruchsteinbrücke erreichbar. Früher hatte das Haus eine quergeteilte Haustür mit kartuschenförmig eingefassten Türfüllungen, | ||
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+ | An der Landstraße befindet sich ein weiteres historisches Gebäude mit einer zweihundert Jahre alten Innentreppe. Bis 1865 hatte hier der Bergrat des Oberbergamtes Bonn seinen Sitz, um das Bergrevier Ründeroth zu verwalten. Anschließend wurde es als Jagdhaus genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es dann von Karl Bosenius übernommen, | ||
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+ | Zeugen der Bergbauvergangenheit sind noch fünf von ehemals acht Teichen, die als | ||
+ | Waschweiher, | ||
+ | Eisenschmelzhütte, | ||
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+ | Um Kaltenbach herum finden sich im Wald auch noch zahlreiche Hohlwege, die zum | ||
+ | Abtransport des Eisenerz nötig waren, sowie zahlreiche Pingenfelder - das sind | ||
+ | Einsturzlöcher über den alten Stollen und Schächten -, Abraumhalden und unzählige Schürfstellen. | ||
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