Heimatverein Drabenderhöhe e.V.

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Aussichtsturm Hohe Warte

Die Hohe Warte ist ein markanter Berg, der früher auch Giersberg genannt wurde. Auf der Mercatorkarte von 1575 heisst es „Der Geirßpergh“. Die Herkunft des Namens lässt sich auf das althochdeutsche „giēren“ zurückführen und bedeutet „bronzieren, mit Erz beschlagen“. Ein möglicher und wahrscheinlicher anderer Ansatz kommt vom althochdeutschen Wort „gēro“, was für eine Landzunge, einen Zipfel steht. Der 1575 erwähnte Geirßpergh müsste sich mit einem Dehnungs-i lesen, also „Geerspergh“, alt- und mittelhochdeutsch „gērospergh“, der Berg im Landzipfel. Der Giersberg lag geografisch tatsächlich in einem märkischen, später gimbornischen Landzipfel, der ins Herzogtum Berg und in die Reichsherrschaft Homburg hereinragte.„gēr“ steht ebenfalls für einen Speer oder Dreizack. Schaut man sich die Topografie des Berges an, ragt dieser als markantes Landschaftsmerkmal wie ein Speer aus der Landschaft heraus. Interessant ist auch die in der Mercatorkarte eingezeichnete am Fusse des Berges und an der Quelle des Molbaches gelegene Bezeichnung „Eerle Läg am Wendelen Winhain“. Dabei handelt es sich um eine als Grenzbezeichnung erwähnte Erle am Wendelins Weinhagen. Es kann vermutet werden, dass ein Wendelin dort ein Flurstück (Weinhagen) mit Weinanbau im Mittelalter bewirtschaftete. Dabei muss ausgegangen werden, dass diese 1575 erwähnte Flur schon sehr alt war, denn um diese Zeit war das Klima sehr viel kühler als im 20. Jahrhundert. Selbst heute ist dort kein Weinanbau möglich. Doch im Hochmittelalter um 1200 gab es ein Klimaoptimum, wo die Durchschnittstempaturen sehr viel höher waren als heute und Weinanbau in Oberbergischen Land möglich war.

Um den Giersberg lagen früher reiche Eisenerzvorkommen, so bei Kaltenbach und Forst. Direkt am Fuß des Berges lag das ebenfalls 1575 erwähnte Bergwerk „Daß hoenernist“, als Flurname noch als „Im Hühnernest“ erhalten. Heute ist es mit der Autobahnauf- bzw. abfahrt überbaut. Der Erzabbau geht weit ins Mittelalter zurück. Bereits 1474 wurde am Giersberg von Bergbau berichtet und nicht weit davon verlieh man 1477 Schürfrechte „in dem Berg uff dem Vorste„. Westlich der Hohen Warte ist der Kaltenbacher Bergbau erwähnenswert. Laut einer Urkunde von 1575 waren dort mehrere Bergwerke in Betrieb, wie der „Sonnenschein, Schall, Hundt, Brabendsche Wandt, althoechste, zeche, heidt und Jammerthal“. Der Name Hohe Warte dagegen hat sich erst Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts durchgesetzt und bezieht sich auf einen Flurnamen „Hohe Wardt“. In der Wiebeking-Karte von 1789 über das Herzogtum Berg heisst es „Girschberg“, in der Rummelkarte von 1802, die die Reichsherrschaft Gimborn-Neustadt darstellt, erscheint die Bezeichnung „Der Gersberg“, klein darüber ist „Die hohe Warte“ eingezeichnet. Auch die Bilakarte aus dem Jahre 1845 ortet gross „Der Gersberg“ und klein „hohe Warte“. Mit der preussischen Uraufnahme von 1894 verschwindet der Name Giersberg, bleibt aber als Flurname „Am Giersberg“ erhalten.

Über die Hohe Warte führte auch eine mittelalterliche Handelsstrasse, die von Bonn, Drabenderhöhe und Ründeroth nach Hagen führte. Sie wurde als „Zeithstrasse“ bezeichnet. Über diese Höhen-Verbindungsstraße zogen früher mühsam Ochsen- und Pferdefuhrwerke. Weiteres unter der Rubrik “Die alten Fernhandelsstraßen„.

Der Verschönerungsverein Ründeroth errichtete auf dem Gipfel am 20. September 1867 auf fast 360 m Höhe einen der ersten Aussichtstürme im Oberbergischen Land. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick zum Rhein, sowie ins Agger- und Wiehltal. Selbst das Siebengebirge bei Bonn ist bei gutem Wetter zu sehen. Neben dem Aussichtsturm befindet sich die im Jahre 2000 errichtete „Paul-Claudius-Schutzhütte“. Auf dem Weg nach Ründeroth hat der Heimat- und Verschönerungsverein Ründeroth einen Rastplatz mit einer Infotafel zur „Alten Zeithstrasse“ eingerichtet.


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